Weiterer Titel: Prinzessinnen der Straße - Princesas
Originalpremiere: 2005
Die knapp 30-jährige Caye (Candela Peña), eine ebenso attraktive wie burschikose Frau aus Madrid, führt ein Doppelleben. Nachts arbeitet sie als Frau für gewisse Stunden. Doch ihre Mutter Pilar (Mariana Cordero), der sie jeden Sonntag mit Bruder und Schwägerin einen rituellen Besuch abstattet, ahnt nicht, dass ihre Tochter sich als Callgirl verdingt. Sie würde nur zu gerne wissen, warum das Handy ihrer Tochter permanent klingelt. Als Caye eines Nachts den liebenswürdigen Informatiker Manuel (Luís Callejo) kennenlernt, träumt sie von einem bürgerlich geregelten Leben an seiner Seite. Doch das Geheimnis ihrer Erwerbstätigkeit steht quälend zwischen ihnen. Einigermaßen unbeschwert fühlt Caye sich nur in ihrem Stamm-Friseurladen, wo sie mit Kolleginnen böse über die unliebsame Konkurrenz aus Lateinamerika herzieht, die mit ihren Dumpingpreisen den Markt kaputt macht. Das von Rassismus und skurrilen, exotischen Vorurteilen geprägte Bild ändert sich, als Caye eine dieser Konkurrentinnen kennenlernt. Zulema (Micaela Nevárez), eine junge Frau aus der Dominikanischen Republik, musste ihren kleinen Sohn zurücklassen. Sie wohnt schräg gegenüber und teilt ihre Wohnung schichtweise mit einer dreiköpfigen Immigrantenfamilie. Zulema hat keine Aufenthaltserlaubnis. Ein Bürokrat vom Einwohnermeldeamt (Antonio Durán "Morris") hält sie mit dem Versprechen hin, die nötigen Papiere zu besorgen. Doch der vermeintliche Rettungsengel ist ein Perverser, der ihre Notlage mit brutaler Skrupellosigkeit ausbeutet. Als Caye der Kollegin hilft, ist es der Beginn einer wunderbaren Frauenfreundschaft. Präzises Timing, geschickter Einsatz der Musik und geschliffene Dialoge geben dem Autorenfilm des Spaniers Fernando León de Aranoa ("Montags in der Sonne") eine beschwingte Leichtigkeit jenseits gut gemeinter Sozialkritik. Trotz dokumentarisch präzisem Blick für Details werden Huren hier nicht wie üblich aus voyeuristischer Perspektive begafft. Und trotz des Filmtitels sind Caye und Zulema keine Märchenfiguren. Die mit dem Goya ausgezeichneten Darstellerinnen Candela Peña und Micaela Nevárez geben den lebendig gezeichneten Charakteren eine subtile Sprachgewalt. Mit einer überbordenden Fülle präziser und origineller Beobachtungen zeigt der Film, wie "Prinzessin Caye" schließlich der Prostitution den Rücken kehrt, ohne dabei - wie sonst in klischeehaften Hurenfilmen à la "Pretty Woman" - von einem Märchenprinzen gerettet zu werden.
(ARD)