Die Dokumentation nähert sich dem Phänomen der neuen Protestkultur, indem sie derzeitige und ehemalige Aktivisten vor die Kamera holt und ihnen eine Stimme gibt. Manche tragen eine Maske, manche benutzen einen Stimmenverzerrer, um unerkannt zu bleiben. Einige waren bereits im Gefängnis, andere warten noch auf ihr Urteil. Filmaufnahmen und Fotos von Demonstrationen, Ausschnitte aus Fernsehnachrichten, Einblicke in Anonymous-Videobotschaften - all dies lässt den Zuschauer in eine große, weite und unheimlich komplexe Welt eintauchen. "Cult of the Dead Cow" und "Electronic Disturbance Theater" werden als frühe Gruppierungen vorgestellt, welche die Auffassung vertraten, dass jeder Zugang zum Internet haben sollte. Ihre Mitglieder halfen Ländern mit Internet-Zensur an wichtige Informationen zu gelangen. Christopher Poole, der Gründer des Vorreiter-Forums '4chan', erzählt, was ihn dazu gebracht hat, ein anonymes Bilderforum zu entwickeln. In der Anonymität sah er unter anderem einen Platz, um wirklich ehrlich zu sein. Zwei "Hacktivisten" erzählen außerdem, wie einfach sie ein legales Programm anwendeten, um zum Beispiel die "Scientology-Seite" zeitweise lahm zu legen. Andere "Anons" sorgten für den Ausfall der Telefonleitungen. Die erste Videobotschaft gezeichnet mit Anonymous und ihrem Motto erschien auf YouTube, wodurch der "battle of free speech" eröffnet und auch weltweit zum Straßenprotest aufgerufen wurde. Aus Angst vor einer Verfolgung durch Scientology, kam man dann auf die Idee, die "Guy Fawkes-Maske" zu verwenden. Doch auch rechtliche Konsequenzen der Aktion kommen in der Dokumentation zur Sprache. Hacker Brian, seine Mutter und seine Schwester erinnern sich, wie sie damals von der Polizei aufgesucht wurden. Die Mutter war schockiert, weil die Polizei handelte, 'als ob ein Mord geschehen wäre'. So wurde eine fünfjährige Haftstrafe angedroht. Brian erhielt schließlich ein Jahr Haft und ein Jahr Bewährung, in dem er keinen Computer benutzen durfte. Andere große Aktionen von Anonymous waren beispielsweise das Hacken von Paypal, Mastercard und Visa, sowie im Ausland, überall dort, wo eine Zensur der Presse oder des Internets stattfand. Als der Arabische Frühling in Tunesien begann, halfen US-amerikanische Anonymus-Hacker ihren tunesischen Mitstreitern mit Informationen, Lösungen von Internetproblemen und dem arabischen WikiLeaks. Zum Schluss der Doku ist der Anwalt einer jungen Aktivistin zu hören, der die Auffassung vertritt, ihre Aktionen seien eine Art elektronischer Sit-In gewesen - vergleichbar mit der Meinungsäußerung auf einer Demonstration. Internet-Expertin Coleman gibt zu bedenken, dass neue Wege von Protest neue gesetzliche Regeln brauchen. Anfangs, so ein maskierter Aktivist, sei gar nicht klar gewesen, wo die Illegalität beginne. Doch heute würden nicht wenige Aktivisten ganz bewusst Strafen in Kauf nehmen. Es gehe schließlich um Demokratie.
(GEO Television)
Länge: ca. 93 min.
Deutsche TV-Premiere: 02.10.2014 (ZDFinfo)
Cast & Crew
- Regie: Brian Knappenberger
- Drehbuch: Brian Knappenberger
- Produktion: Luminant Media