Eine an Händen und Füßen gefesselte Frau schleift in mühevoller Kleinarbeit einen Löffel zur Waffe um. So beginnt der zweite Teil der "Sasori"-Filmreihe. "Sasori-Jailhouse 41" ist ein merkwürdiger Bastard unter den "Women-in-Prison"-Filmen, die das japanische Kino der 70er Jahre zu Dutzenden hervorgebracht hat. Zum einen erfüllt er die Erwartungen des Genres: Es gibt eine sehr dezente lesbische Sexszene, sadistische Wächter und gefesselte Frauen. Doch zugleich versucht der Film einen Ausbruch aus dem Genre, indem er die Frauen auf die Flucht schickt und sie Rache an der Männerwelt nehmen lässt. Dabei findet der Regisseur Shunya Ito Bilder, die sehr weit vom Exploitation-Kino wegführen und die Ambitionen eines Filmemachers verraten, für den das Genre nur der Ausgangspunkt des Films ist. Letztendlich ist der Film ziemlich genau in der Mitte zwischen Exploitation-Kino (meist günstige Produktionen, die auf den Erfolgswellen anderer Filme mitschwimmen und meist subversive Veränderungen der Vorbilder zeigen) und dem Kunstfilm angesiedelt: Blutige, triviale Szenen auf der einen Seite und verstörende, eindrückliche Bilder und politischer Kommentar auf der anderen. Die Männer des Films, die durchweg als verblödete, sexbesessene Vergewaltiger gezeichnet werden, erhalten die Strafe für ihre Vergehen auf dem Fuße. Und natürlich spart der Film auch hier nicht mit grausamen Details. Immer wieder merkt man, dass der Regisseur Ito - der als politischer Aktivist bekannt war und deshalb Schwierigkeiten hatte, bei regulären "Mainstream"-Filmen Regie führen zu dürfen - mit einem sehr quer zum Genre stehenden "Feminismus" sein schlechtes Gewissen besänftige, nur Exploitation-Kino machen zu dürfen. So endet denn auch "Sasori-Jailhouse 41" mit einem für das Genre der "Women-in-Prison"-Filme höchst ungewöhnlichen Bild: Die befreiten, noch in Häftlingskleidung steckenden Frauen aus dem Gefängnis fallen über menschenleere Ausfallstraßen zu Hunderten in die Metropole Tokio ein - vielleicht um sich ein für alle Mal an der Männerwelt zu rächen. Das von der Hauptdarstellerin Meiko Kaji gesungene Lied "Urami Bushi" wurde später von Quentin Tarantino für den Soundtrack von "Kill Bill" verwendet, wodurch Meiko Kaji als Sängerin eine späte Renaissance erfuhr.
(arte)
Länge: ca. 89 min.
Original-Kinostart: 30.12.1972 (J)
FSK 18
Film einer Reihe:
- Sasori-Jailhouse 41 (J, 1972)
- Sasori - Den of the Beast (J, 1973)
- Sasori - Grudge Song (J, 1973)
Cast & Crew
- Regie: Shun'ya Itō
- Drehbuch: Fumio Konami, Shun'ya Itō, Hiro Matsuda, Hiro Matsuda
- Buchvorlage: Tōru Shinohara
- Produktion: Kineo Yoshimine
- Musik: Shunsuke Kikuchi
- Kamera: Masao Shimizu
- Schnitt: Osamu Tanaka