In den letzten zwanzig Jahren hat das Architektenpaar Louisa Hutton und Matthias Sauerbruch sich einen Namen mit Farbigkeit und nicht rektangulärer, meist organischer Formgebung gemacht. Architektur im engen Dialog mit der Umgebung der Bauten sind ihre Kennzeichen. - Harun Farocki hat mit seinem bewährten kleinsten Team über mehrere Monate die Zusammenarbeit im Berliner Büro beobachtet. "Sauerbruch Hutton" ist der Name des international arbeitenden Berliner Architekturbüros. Das Credo der beiden Architekten ist Nachhaltigkeit bei sinnvoller Anwendung neuester Technik und umsichtigem Einsatz vorhandener Ressourcen. Zu ihren bekanntesten Projekten gehören das Brandhorst Museum in München, das Umweltbundesamt in Dessau sowie die Geschäftsstelle der GSW in Berlin. Ihre Bauten sind auf ökologische Effizienz ausgelegt und ohne jede Dogmatik der Formensprache der Moderne verpflichtet. Etwa 60 Personen arbeiten in der Firma. Teilweise sind sie mit 20 Projekten parallel befasst - von einem Wettbewerb um den Bau mehrerer Hochhäuser in Frankreich mit Büros und Wohnungen bis hin zu Tür- und Fensterklinken für ein Museum. Fast jeden Tag finden Besprechungen statt, meist in Anwesenheit der leitenden Architekten. Für diese Treffen werden Pläne und Perspektiven ausgehängt. Modelle - denen vor Computersimulationen der Vorzug gegeben wird - werden bearbeitet und aufgestellt. Das alles geschieht mit so viel Sorgfalt, als würde eine Ausstellung vorbereitet. Der Dokumentarfilm "Sauerbruch Hutton Architekten" begleitet die Gespräche zu sechs Projekten in verschiedenen Phasen - vom Konzeptentwurf bis zur Abnahme durch die Bauherren. Alle Beteiligten legen Wert darauf, die Sachverhalte möglichst vollständig und treffend auszusprechen - sie bemühen sich um eine auch "sprachliche Modellbildung", um das jeweilige Vorhaben neu anschaulich zu machen und zu überprüfen. Dabei passiert es nicht selten, dass Matthias Sauerbruch an einer schon weit gediehenen Lösung Zweifel anmeldet oder dass Louisa Hutton auf der Überprüfung eines Details besteht, auf das man sich schon festgelegt hatte. Das Ideal ist eine nachvollziehbare Konstruktionsweise - ein Anspruch, den Farocki auch an seinen Film stellt. Harun Farocki, geboren 1944, studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin und war in den 1970er und 1980er Jahren Redakteur und Autor der Zeitschrift "Filmkritik". In seinen vielfach ausgezeichneten Filmen macht er mit den Mitteln des "Direct Cinema" und des Essayfilms die Zusammenhänge zwischen Technik, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einsichtig. Farocki, der innerhalb von 20 Jahren mehrere Filmprojekte für 3sat realisierte, starb am 30. Juli 2014.
(ZDF)
Länge: ca. 70 min.
Deutsche TV-Premiere: 10.11.2013 (3sat)
Cast & Crew
- Drehbuch: Harun Farocki