Vor Tausenden von Jahren kamen die ersten Vorfahren der Inuit aus Asien nach Grönland. Jäger, die gelernt hatten, sich der lebensfeindlichen arktischen Welt anzupassen. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein lebten Inuit in entlegenen Teilen der eisigen Rieseninsel unentdeckt von den Europäern, die schon seit Jahrhunderten immer weiter nach Norden vorstießen: Walfänger, Händler, Glücksritter und schließlich Kolonisten aus Dänemark. Und ganz weit im Norden, im einst sagenumwobenen Thule: eine Militärbasis der Amerikaner, die Anfang der fünfziger Jahre dort eindrangen, um im kalten Krieg einen Vorposten in Richtung Osten einzurichten. Die Inuit wurden aus ihren angestammten Orten etwas weiter nach Norden zwangsumgesiedelt. So entstand die Stadt, die Qaanaaq heißt. Der kalte Krieg ist lange vorbei. Die Amerikanische Militärstation ist geblieben. Heute hat Grönland eine Bevölkerung, deren Spektrum von westlich-modern in wenigen Zentren, vor allem an der Südwestküste, bis zu traditionell, wenn nicht archaisch, in ganz entlegenen Gegenden hoch im Norden und an der Ostküste reicht. Nachdem die Inuit lange Zeit völlig fremdbestimmt unter dänischer Herrschaft leben mussten und ihre kulturelle Identität weitreichend verloren, erhielt Grönland nach langem Ringen 1979 den Status der Selbstverwaltung, aber immer noch an der Leine Dänemarks. Erst Mitte 2009 wurde den Grönländern schließlich ein neuer Autonomie-Status zugestanden, der das Recht auf Selbstbestimmung sowie die völkerrechtliche Anerkennung der Ureinwohner Grönlands festschreibt - und der die Selbstverwaltung der natürlichen Rohstoffe sowie Bodenschätze Grönlands wie Öl, Gas, Gold und Diamanten vorsieht. Aber beim näheren Hinsehen hat Dänemark noch immer nicht alle Leinen gekappt. Auf die völlige Unabhängigkeit soll Grönland noch bis zum Jahr 2021 warten: dem 300. Jahrestag der Kolonisation durch Dänemark.
(Phoenix)
Weiterer Titel: Sehnsucht Grönland - mit Markus Lanz
Länge: ca. 43 min.
Deutsche TV-Premiere: 05.10.2010 (ZDF)
Cast & Crew
- Drehbuch: Michael Gregor