Deutsche TV-Premiere: 26.10.2022 (3sat)
Länge: ca. 55 min.
Der Mensch stellt sich an die Spitze der Evolution. Doch nun finden Forscher heraus, dass auch Tiere über Intelligenz verfügen. Sie verwenden Werkzeuge, sprechen und entwickeln eine Kultur. Stellt das unser jetziges Verhältnis zu ihnen auf die Probe? Klug wie ein Rabe - das geflügelte Wort ist nun dank der Forschung auch belegt. Im Tierreich wimmelt es nur so von erstaunlichen Fähigkeiten, rationalen Handlungen und mitfühlenden Vierbeinern. Trotzdem sehen viele Menschen die Tiere noch immer als wenig empfindsam und dumm an. Auch weil wir sie zwecks Fleischproduktion in fabrikähnlichen Anlagen ausschlachten. Aber die Tiere sind dem Menschen oft ähnlicher, als es ihm lieb ist. Sie verwenden Werkzeuge, haben eine Sprache und entwickeln manchmal sogar eine eigene Kultur. Lange Zeit haben Psychologen und Biologen die Fragen nach dem tierischen Bewusstsein außerhalb der seriösen Forschung verortet. Man könnte schlichtweg nicht in den Kopf des Tieres hineinschauen. Kognitionsbiologen wie Ludwig Huber sind sich sicher, dass es im Tierreich wahre Intelligenzbestien gibt. Philosophinnen wie Anne Sophie Meincke sehen daher die Grenze zwischen den Menschen und dem Tierreich immer mehr verschwimmen. Das hat nicht nur Folgen für die Tierhaltung. Auch in der Frage der Personenrechte müsste ein Umdenken stattfinden. Die Universität Wien hat vor einigen Jahren eine Forschungsstation für Raben eingerichtet. Denn Raben zählen zu den intelligentesten Tieren auf diesem Planeten: Sie benutzen nicht nur Werkzeuge, sondern bauen sie sich auch selbst. Die Vögel können vorausschauend in die Zukunft planen und sich in Artgenossen hineinversetzen. Sie sind sich über sich selbst bewusst und beherrschen einfache Mathematik. Und vor allem: Sie sprechen! Der Biologe Thomas Bugnyar ist sich sicher: "Es gibt gezielte Rufe für gefundenes Futter. Es gibt ferner gezielte Laute für mögliche Feinde. Aber auch die Sprache untereinander ist sehr differenziert. Wir sind uns sicher, dass Raben und Krähen mitunter die komplexeste verbale Kommunikation nach dem Menschen besitzen." Für die Intelligenzforscher sind vor allem Tiere interessant, die in sozialen Gruppen miteinander leben. Denn die Entwicklung der Intelligenz, wie der Mensch sie kennt, hat viel mit dem kommunikativen Verhalten im Rudel zu tun. Soziale und kognitive Intelligenz sind entwicklungsgeschichtlich miteinander verbunden. Deshalb forscht Friederike Range an Wölfen und Hunden. Sie hat ein Experiment entwickelt, in dem die Tiere an einem Seil ziehen müssen, um zu ihrer Belohnung zu kommen. Allerdings ist es dabei notwendig, miteinander zu kooperieren. "Wir haben herausgefunden, dass Wölfe bei diesem Experiment sehr gut miteinander kooperieren und miteinander die Aufgaben lösen. Hunde aber brauchen den Menschen vielmehr als Ideengeber. Der Hund kann dafür sehr gut verstehen, was der Mensch von ihm erwartet." Viel ähnlicher als Wolf und Hund sind dem Menschen aber die Menschenaffen. Zwischen ihnen und dem Menschen gibt es auch biologisch nicht allzu viele Unterschiede. Der Leipziger Biologe Christophe Boesch entdeckte im afrikanischen Urwald eine Bonobo-Population, die zum Nüsseknacken Steine verwendet. Als wäre das nicht schon besonders genug, kommt noch hinzu, dass in diesem Wald kaum Steine zu finden sind. Die Affen müssen also ihr Werkzeug woanders suchen, beschließen, dass der Stein tauglich ist und ihn in die Nähe der Nüsse schaffen. Auch Nutztiere sind alles andere als stumpfsinnig. Schweine können die Gesichter ihrer Bezugspersonen zweifelsfrei zuordnen und leben in komplexen sozialen Strukturen. Wenn sich der Mensch tatsächlich von den Tieren abheben möchte, muss er bald sein Verhalten ihnen gegenüber ändern.
(3sat)
gezeigt bei: Expeditionen (A, 2017)
Cast & Crew
- Drehbuch: Florian Kröppel, Kurt Langbein