Die episodische Handlung folgt vier G. I.s und ihrem Sergeant, Angehörige der so genannten Big Red One, deren Geschichte bis in den Ersten Weltkrieg zurückreicht. Nach einer schwarz-weißen Exposition taucht der Sergeant in Nordafrika wieder auf, der vor 25 Jahren einen deutschen Soldaten von Angesicht zu Angesicht getötet hatte, weil er nicht wusste, dass der Krieg seit ein paar Stunden vorbei war. Jetzt befehligt er eine auf vier blutjunge G. I.s zusammengeschrumpfte Einheit, der der Film bei ihren Einsätzen durch halb Europa folgt. Da gibt es - wie in jedem Kriegsfilm - große Kampfszenen, und die Rekonstruktion hat einige neue mit prallem Leben - und Sterben - erfüllt. Doch wo in anderen Filmen die Siegerpose in den Vordergrund gerückt wird, macht Samuel Fuller unkonventionell die Kamera zum Zeugen kleiner absurder Randereignisse - ein Prinzip, das sich durch den gesamten Film fortsetzt und in einer - nun vollständig integrierten - Irrenhaus-Sequenz gipfelt, in der der Krieg das Gesicht eines Wahnsinnigen annimmt. Der Film endet mit der Befreiung der Konzentrationslager, wobei sich die filmischen Hauptthemen zu einer für Fuller höchst ungewöhnlichen emotionalen Apotheose verschränken: Die Kinder, die in jeder Station der Handlung eine zentrale Rolle spielen, kulminieren in der Figur eines langsam sterbenden, sprachlosen kleinen Jungen; der G. I. Griff, der keinen Menschen, dem er in die Augen gesehen hatte, töten konnte, entlädt sein Maschinengewehr in den Körper eines Deutschen, der sich in einem der Vernichtungsöfen versteckt hält, und der Sergeant wird noch einmal mit der gleichen Situation konfrontiert, die ihn seit Ende des Ersten Weltkrieges verfolgte - nur bekommt er diesmal eine Chance, das Leben des Gegners im letzten Augenblick zu retten. Erst die Neufassung des Films bringt Fullers gedankliches Konzept zum Tragen; sie lässt die für Fuller so typischen, fast surrealen Absurditäten voll ausspielen. Es ist die Vielzahl kleiner Randepisoden, die das Kriegsepos auf eine individuelle Perspektive fokussieren. Im Unterschied zu den meisten nur platt heroisierenden Kriegsfilmen wirkt Fullers Film oft roh und unbehauen, aber gerade aufgrund der sparsamen und mit bedacht eingesetzten Mittel in einer Lakonik aussagekräftiger als alle hoch gepokerten Kriegsfilme der jüngsten Zeit. "The Big Red One - The Reconstruction" kommt jenem Opus sehr nahe, das Fuller stets im Sinn gehabt hatte: "The Biggest Crime Story of the Century".
(hr-fernsehen)
Länge: ca. 113 min.
Deutscher Kinostart: 24.07.1980
Original-Kinostart: 18.07.1980 (USA)
Internationaler Kinostart: 16.05.1980 (F)
FSK 16
Cast & Crew
- Regie: Samuel Fuller
- Drehbuch: Samuel Fuller
- Produktion: Peter Cornberg, Brian Hamblin, Roni Ya'ackov, Avner Orshalimy, Lorimar Productions, Lorac Productions, Gene Corman, Douglas Freeman, Richard Schickel
- Musik: Dana Kaproff
- Kamera: Adam Greenberg, Peter Jamison
- Schnitt: Morton Tubor, Bryan McKenzie
- Maske: Blanche Shuler
- Regieassistenz: Todd Corman, Arne Schmidt, Lewis Teague, Monte Hellman, Avner Orshalimy, Gary Zembow, Leo Zisman
- Ton: Cyril Collick
- Spezialeffekte: Jeff Clifford
- Stunts: Roy Street