Originalpremiere: 2004
26.05.2005
Länge: ca. 87 min.
Yasmin (Archie Panjabi), eine junge Pakistani der zweiten Generation, gehört zu den vorwiegend muslimischen Einwanderern in Keighley, West Yorkshire, einer kleinen Stadt in Nordengland. Mit den islamischen Werten ihrer Landsleute identifiziert sie sich aber nicht. Ganz im Gegenteil. Wenn der Muezzin die Gläubigen morgens zum Gebet ruft, dann befindet sich Yasmin in ihrem Golf Cabriolet längst auf dem Weg zur Arbeit. Mit routinierter Geste streift sie unterwegs das Kopftuch ab, zwängt sich in eine modische Jeans und zündet sich genüsslich eine Zigarette an. Die selbstbewusste junge Frau arbeitet als Sozialarbeiterin mit behinderten Kindern, wird allgemein geschätzt und hat eine zarte Romanze mit ihrem netten Kollegen John (Steve Jackson). Doch John ahnt nicht, mit welchem Aufwand Yasmin tagtäglich zwischen den Welten hin- und herpendelt. Ihrem Vater Khalid (Renu Setna) zuliebe, der eine Moschee leitet, führt sie mit ihrem tölpelhaften Cousin Faysal (Shahid Ahmed) eine Scheinehe, damit dieser eine Aufenthaltsgenehmigung erhält. Yasmin grübelt noch, wie sie John dies beibringen kann, als die Anschläge vom 11. September 2001 ihr Leben verändern. Die Arbeitskollegen sehen Yasmin plötzlich als das, was sie nie sein wollte: als Muslima, die womöglich noch mit Terroristen im Bunde ist. Auch John kann ihren"pakistanischen Teil" nicht akzeptieren: Es kommt zum Bruch. Als Faysal verhaftet wird, weil er nach Pakistan telefoniert hat, versucht Yasmin"ihren Mann" zu befreien. Dabei gerät ihr bisheriges Leben endgültig aus dem Lot... 'Yasmin' ist eine psychologisch nuanciert inszenierte Studie über eine patente, lebensfrohe, junge Pakistani, deren Traum von einem emanzipierten Leben nach westlichen Vorstellungen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zerbricht. Kenneth Glenaan und sein Buchautor Simon Beaufoy ('Ganz oder gar nicht') zeigen mit grimmigem Realismus, wie Yasmin - hervorragend gespielt von Archie Panjabi ('Kick it Like Beckham') Zug um Zug in die Rolle einer islamischen Frau zurückgedrängt wird, von der sie sich doch mit aller Kraft emanzipieren wollte. So trägt Yasmin am Ende den ungeliebten Schleier nicht als reumütige Koranleserin, sondern als Heimatlose: Sie hat zur westlich-liberalen Gesellschaft keinen Zutritt mehr und wird in der erzwungenen Solidarität mit den islamischen Werten, für die ihr gläubiger Vater steht, todunglücklich sein. Diese Ausweglosigkeit gibt ihrer Figur eine tragische Dimension.
(One)
Cast & Crew
- Regie: Kenneth Glenaan
- Drehbuch: Simon Beaufoy
- Produktion: Sally Hibbin, Jonathan Olsberg, Michael Reuter
- Musik: Stephen McKeon
- Kamera: Tony Slater-Ling
- Schnitt: Kristina Hetherington, Tina Hetherington
- Regieassistenz: Ameenah Ayub