Originalpremiere: 1989
08.11.1990
FSK 16
In den USA ist das neue Selbstbewusstsein der Übergewichtigen zum nationalen Thema geworden. Es gibt eine Bewegung, die sich "Fat Acceptance Movement" nennt. Die Dicken sind die Pathologisierung und Bevormundung leid, sie wollen nicht länger wie Aussätzige behandelt werden, wollen keine Diättipps mehr hören und auch nicht mehr als rund und füllig bezeichnet werden. Sie sind fett und stolz darauf. Fat Acceptance Groups kämpfen gegen Schlankheitswahn und Diskriminierung. Eine Welle von Ratgebern und Selbsthilfebüchern überschwemmt den Markt: "Fat! So?", "Largeley Happy", "Don't Diet". Die Vertreter von "Fat Pride" empfinden jedes Sprechen über Körpergewicht als diskriminierend, solange es darum geht, dieses zu verringern. Die Utopie, jeder könne den Körper haben, den er wolle, wenn er hart genug an sich arbeite, sei ein Märchen, erfunden von denen, die damit Millionen verdienen. Die Dicken dieser Welt proklamieren Dicksein als autonome Lebensform und nehmen für sich in Anspruch, ähnlich wie die Schlanken sexy, begehrenswert und powerful zu sein. Das schönste Beispiel dafür ist die Sängerin Beth Ditto, die vom schlanken Lagerfeld zur Schönheitsgöttin erhoben wurde. Ditto ist nur 1,55 Meter groß, wiegt 95 Kilo und tobt in engen Hüllen über die Bühne. Sie ist die fleischgewordene Gegenwehr gegen den so lange dominierenden Schlankheitswahn: Dicke wollen endlich in ihrer Dicke akzeptiert werden. ARTE widmet diesem neuen Selbstbewusstsein einen Themenabend. In zwei Dokumentationen wird zum einen erforscht, woher Körpermaße kommen und wie sie diktiert werden, zum anderen zeigt eine Tanzgruppe aus Kuba trotz Leibesfülle Grazie.
(arte)