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45 Jahre alt sind die Briefe, die Hans-Wilhelm Ermen sorgsam sortiert nach Datum in den Händen hält. "Drei Jahre lang haben wir uns noch geschrieben nachdem wir uns kennen gelernt hatten - insgesamt zwölf Mal. Auf Sandies letzten Brief habe ich nicht mehr geantwortet", sagt der charismatische Boxer, Lehrer, Journalist und Schauspieler, der seit vielen Jahren in der Eifel lebt. "Vor kurzem habe ich diese Briefe wieder gefunden - und sie haben mich sehr berührt." Seitdem will er wissen, was aus Sandie, seiner Jugendliebe geworden ist, wie es ihr geht, will sich entschuldigen, dass er ihre Freundschaft damals so uncharmant beendet hat. Susanne Panter hört aufmerksam zu. Sie kann ihn verstehen - es ist nicht ihr erster Auftrag dieser Art: "Jugendliebensuchen gibt es immer mal wieder", sagt die rothaarige, sympathische Frau mit mehr als 15 Jahren Suchdienst-Erfahrung. "Meist sind es ältere Menschen - und nicht selten geht es dabei auch um die Suche nach einem Partner und die Hoffnung, dass die "Gefühle von damals" wieder aufblühen." - Und genau das ist es, was Susanne Panter anfangs irritiert: Ihr Klient ist seit 40 Jahren glücklich verheiratet ... "Kein Problem beteuert er" - und seine Frau sitzt neben ihm und stimmt zu: "Das war vor meiner Zeit - und wir wissen, dass wir zusammengehören." Die Aufspürerin ist erleichtert - und startet mit den ersten Recherchen. Sie findet heraus, wo Sandie heute lebt: in Australien! - Ein absolutes Katastrophenland für die Suche nach Personen: riesengroß, strengster Datenschutz, Zeitverschiebung. Sie kommt von Deutschland aus nicht weiter und beschließt, vor Ort weiter zu suchen. Es bleibt eine Suche nach der Nadel in Heuhaufen - aber es gibt einen Strohhalm an den sich die Aufspürerin klammert: Sandie ist Jüdin - und jüdische Gemeinden sind im Allgemeinen sehr gut organisiert. Susanne Panter gelingt es, Kontakt zu einem alten Rabbi zu bekommen. Ihre Hoffnung ist, dass er Sandie vielleicht persönlich kennt - oder jemand nennen kann, der ihnen weiter hilft. Eine abenteuerliche Suche quer durch Western Australien beginnt. - Unterwegs fragen sie sich immer mal wieder: "Haben wir uns übernommen? Ist Australien einfach zu groß? Oder treffen wir vielleicht doch noch jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt ...?"
(SWR)