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Irgendwann wollte Julia, die studierte Betriebswirtschaftlerin, nicht mehr im Controlling arbeiten. Weil sie in der Bäckerei ihrer Eltern aufgewachsen ist, hat sie das Handwerk und die Liebe zum Brot nie wirklich aus den Augen verloren. "Und als ich mal nachts in der Bäckerei ausgeholfen habe, habe ich gemerkt, dass mir das richtig Spaß macht." Seit zwei Monaten ist sie jetzt Azubi in einem Bäckerbetrieb in Dresden. Bei Julia scheint es zu passen: Sie ist in ihrem Wunschjob angekommen und der Betrieb hat die passende Auszubildende gefunden. Das aber wird immer mehr zur Ausnahme. In Mitteldeutschland gab es im letzten Jahr 4.605 unbesetzte Stellen und gleichzeitig fast genauso viele unvermittelte Bewerber - 4.650. Theoretisch dürfte es keine offenen Lehrstellen geben. Trotzdem gehen Tausende Jugendliche jedes Jahr leer aus und immer mehr Betriebe finden keinen Azubi. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung spricht von einem "Passungsproblem". "Echt" hakt nach: Wie kann das passieren? Sven Voss begibt sich auf Spurensuche und trifft Malermeister Danny Stier mit seinen Azubis auf einer Baustelle. "Ich habe in den letzten 13 Jahren 12 Lehrlinge ausgebildet und nur drei haben durchgehalten. Die sind nicht mehr so drauf wie vor zehn Jahren". In diesem Jahr hat Danny Stier keinen Azubi finden können. Angebot und Nachfrage scheinen irgendwie nicht zu funktionieren. Die Ausbilder sind unzufrieden mit den theoretischen Leistungen und dem praktischen Engagement des Nachwuchses. In Mitteldeutschland bricht fast jeder dritte Azubi seine Lehre ab. Alarmierende Zahlen in einem Land mit grassierendem Fachkräftemangel. Sven Voss besucht einen anderen Betrieb. Hier ist Maurermeister Matthias Forssbohm der Chef, - im Ehrenamt arbeitet er im Vorstand der Handelskammer Leipzig und fragt, ob Lehrbetriebe als Reparaturbetriebe für verkrachte Existenzen herhalten müssen? Warum wird in manchen Sparten händeringend nach Azubis gesucht, während in anderen Bereichen ein Überangebot an Nachwuchs den Betrieben die Türen einrennt? Hatten Azubis früher mehr Bock auf Ausbildung? Wo sind Motivation und Engagement geblieben? Aber Sven Voss ergründet auch die andere Seite dieser Geschichte: Ist das Azubi-Dasein überhaupt noch attraktiv? In einigen Branchen wird beim Einstieg monatlich nicht mehr als 600 Euro brutto bezahlt, - dazu zahlreiche Überstunden und nicht immer eine Übernahmegarantie. Wer tut sich das an? Sven Voss fragt Marlen Schröder - Jugendsekretärin des DGB. Die fordert einen Mindestlohn für Azubis, Verbot von Überstunden und kostenlose Bus- und Bahntickets. "Echt" ergründet Lösungen für das Passungsproblem: Die Azubis brauchen eine bessere Vorstellung, von dem, was da auf sie zukommt. Deswegen arrangieren einige Schulen feste Arbeitsverträge für ihre SchülerInnen im produzierenden Gewerbe. "Echt" zeigt, wie das funktioniert in der Regelschule Warza bei Gotha.
(mdr)
Länge: ca. 30 min.