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Drei Dinge belebten in diesem Jahr die Aarestadt: das geheime Liebesleben von Patricia Highsmith, die Suche nach dem verlorenen Kinopublikum und die Frage: "Wer hat die Konfitüre geklaut?" 2021 blieben die Kinosäle leer und die Filmtage fanden nur digital statt. Nach internen Querelen und der Absetzung von Direktorin Anita Hugi entschied man sich für eine Durchführung vor Ort. Trotz Omikron und dem Publikumsschwund, über den heftig diskutiert wurde. "Kulturplatz" bittet die neue interimistische Doppelspitze Marianne Wirth und David Wegmüller zum klärenden Gespräch. Viel zu reden gab auch der Eröffnungsfilm "Loving Highsmith": Eine Doku über die weltberühmte US-Schriftstellerin, die ihre letzten Lebensjahre im Tessin verbrachte. Wegen rassistischer und antisemitischer Äußerungen im Alter ist die Südstaatlerin vielen als misanthropische, misstrauische, missmutige Krimiautorin in Erinnerung geblieben. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Tage- und Notizbücher, die der Diogenes Verlag im letzten Herbst veröffentlichte. Bereits davor hatte Regisseurin Eva Vitija diese im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern eingesehen. Und sich dabei regelrecht in ihren menschlichen Forschungsgegenstand verliebt. Die Doku fokussiert sich auf Highsmiths lesbisches Liebesleben und porträtiert ihre Protagonistin als sensible, schwärmerische und höchst eigenwillige Person. Das Bild, das Vitija durch Interviews mit Highsmiths Liebhaberinnen gewinnt, wirft nicht nur auf die Literatin ein neues Licht. Sie zollt damit einer ganzen Generation homosexueller Frauen Tribut. Ebenfalls im Fokus: Lara Stoll und Cyrill Oberholzer. Das dynamische Duo hat wieder zugeschlagen. Die Slam-Poetin und der Jungfilmer sind in Solothurn mit ihrem gemeinsamen Zweitling vertreten: "Wer hat die Konfitüre geklaut?" changiert zwischen höherem Nonsens, Experimentalfilm und Kasperletheater. Es macht Spaß, sich auf diesen Kosmos schräger Figuren einzulassen; wenn es nur ist, weil man Patrick Frey in Sternenbanner-Leggings und Adiletten bewundern will.
(3sat)