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In den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte der berühmte englische Maler Joseph Mallord William Turner sein Projekt "The Rivers in Europe", eine Topografie bedeutender europäischer Flüsse. Er bereiste die Seine, die Loire, den Rhein, die Maas, die Rhône. Zuvor hatte er die Flüsse und Häfen Englands erkundet. Er aquarellierte Landschaften, Städte, Handwerk, frühe Industrieanlagen. Er tat dies mit System: Ein optischer Zustandsbericht der Welt sollte es werden. Die Flüsse bezeichnete er als "Weg- und Lebenslinien" der Menschheit. Sie hatten ihn immer fasziniert. Turner aquarellierte seine Eindrücke mit geradezu fotografischer Präzision. Das Aquarell war zu damaliger Zeit die gängige Technik, mit der der reisende Künstler seine Eindrücke festhielt. Turner hatte diese Technik bis zur Perfektion entwickelt. Er zeichnete und skizzierte meist auf blauem Karton in doppeltem Postkartenformat und kolorierte dieses Zeichnungen. Zusätzlich führte er Tagebuch. Ab 1815 war Turner fast jeden Sommer unterwegs. Die Napoleonische Ära war zu Ende. In Europa konnte man sich wieder frei bewegen. Turner war ein manischer Arbeiter. Jede seiner Reisen ergab eine Vielzahl von reizvollen Motiven - bei seinen Fahrten die Seine aufwärts 1830 bis 1832 beispielsweise über 300 Aquarelle. Viele von ihnen dienten später als Vorlagen für die Stiche, die die frühen Tourismusführer des 19. Jahrhunderts illustrierten. Die Sendereihe "Reisen mit Turner" folgt den Spuren Turners, blickt mit dem Bewusstsein von heute auf die Motive Turners, verwendet für die Bilder der Filme seine Perspektive und erzählt die Geschichte der Flüsse noch einmal. Zu den Flussreisen fügt die Reihe noch das Kapitel "Venedig" aus seiner großen viermonatige Italienreise 1819 an. - Zur 1. Folge: In der Nacht des 16. Oktober 1834 brennen das Londoner Ober- und das Unterhaus. Zeuge der gewaltigen Katastrophe ist der Maler Joseph Mallord William Turner. Aus der Erinnerung malt er ein dramatisches Bild des Brandes - ein Meisterwerk. Turner ist 59 Jahre alt und ein äußerst erfolgreicher Künstler, der die Malerei revolutioniert hat. William Turner wurde 1775 als Sohn einfacher Leute im Londoner Stadtteil Covent Garden geboren. Trotz dieser eher bescheidenen Startbedingungen ist er mit 14 Jahren bereits Schüler der berühmten Royal Academy - ein großes Zeichen- und Maltalent. Turner reüssiert als Landschafts- und Architekturmaler. Von Anfang an arbeitet er vor Ort, in der Natur, nur hier sind die Gefühle unverfälscht. Turner reist viel auf der Suche nach Landschaftseindrücken - auf dem Kontinent und immer wieder im Vereinigten Königreich. 1805 ist er mit Unterbrechungen auf der Themse stromaufwärts in einem Boot unterwegs. Eine Reihe lichtdurchfluteter Ansichten einer der schönsten Landschaften Englands entstehen. Filmautor Günter Pütz ist Turner auf seinen Themseausflügen bis nach Oxford gefolgt. Waren englische Landschaften das eine große Thema Turners, ist das Meer seine zweite große Leidenschaft. Pütz folgt dem Künstler also auch stromabwärts zur Themsemündung und zum Badeort Ramsgate an der Kanalküste. Hier war Turner in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts häufig zu Gast, des Meeres und des Lichtes wegen, aber auch wegen seiner Liebe zu einer Frau. Am 19. Dezember 1851 stirbt William Turner und wird unter großer nationaler Beteiligung in der St. Paul's Cathedral beigesetzt. Der Film beschreibt wichtige Stationen aus Turners Leben, das so eng mit London und der Themse verbunden war.
(hr-fernsehen)
Länge: ca. 26 min.