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Er gilt als Feingeist unter den deutschen Humoristen. Als Autor, Regisseur, Schauspieler und Karikaturist ist er eine der populärsten deutschen Künstlerpersönlichkeiten. "Versehentlich bin ich nicht zum amerikanischen Präsidenten gewählt worden", sagte Vicco von Bülow bei einem seiner selten gewordenen Auftritte anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung über sein Lebenswerk. Diese Aussage eines Mannes, dessen Künstlername "Loriot" im deutschsprachigen Raum ein Schmunzeln hervorruft, zeigt nicht nur, dass er sich bis ins hohe Alter seine Selbstironie bewahrt hat. Vicco von Bülow, der Mann hinter der Kunstfigur Loriot, hält seinen Zuschauern vielmehr ihre menschliche Unzulänglichkeit vor Augen: die Unfähigkeit, miteinander zu kommunizieren. Er hat das Verhalten von Politikern und anderen Machtmenschen entlarvt und kleinbürgerliche Ordnungsprinzipien ad absurdum geführt. Dies alles auf so geschickte und sensible Art, die ihm nie jemand übel nehmen konnte. Loriot hat die eigene Geschichtsschreibung immer selbst in die Hand genommen. Sein Perfektionismus beschränkte sich nicht nur auf die eigene Arbeit, auch seine Darstellung in den Medien hat Loriot selbst inszeniert. Bereits in den 70er Jahren hat er sich über sogenannte "Künstlerporträts" lustig gemacht und einfach selbst einen Film über seinen Alltag als Zeichner gedreht. Abgesehen davon, dass er seit vielen Jahren keine Interviews mehr gibt und es dann aber doch ein paar "letzte Interviews mit Loriot" gab, findet er, dass eigentlich alles gesagt ist. Für Deutschland, deine Künstler machte er eine Ausnahme. Es war das letzte Interview vor seinem Tod 2011. Mit bewegender Offenheit gibt er Auskunft über den frühen Tod seiner Mutter sowie über Kindheit und Jugend bei der Großmutter. Zu Wort kommen enge Vertraute: sein langjähriger Redakteur bei Radio Bremen, Jürgen Breest, sein früherer Regieassistent Stefan Lukschy; die Schauspieler Rudolf Kowalski und Heinz Meier geben offen Auskunft über ihre Zusammenarbeit mit dem "großen Meister". Loriot-Fan Hape Kerkeling kommentiert dessen Humorverständnis, das ihn nicht nur geprägt, sondern auch selbst dazu gebracht hat, Komiker zu werden. Zu sehen ist außerdem noch nie gesendetes Material mit Backstage-Situationen zu seinen Geburtstagssendungen und private Super-8-Filme aus den 70er Jahren.
(SWR)
Länge: ca. 45 min.