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Tschechow ist das, was man einen guten Menschen nennt. Sicherlich tragen über 100 Jahre der Idealisierung zu diesem Bild bei, aber er hat in seinem Leben tatsächlich viel Gutes getan: Als praktizierender Landarzt behandelte er die Bauern umsonst, gründete auf eigene Kosten Krankenhäuser, Schulen und Bibliotheken, sammelte Geld, unter anderem für ein Sanatorium für Tuberkulosekranke in Jalta. Die Frau, die zusehen musste, wie die Leiche Tschechows im Wäschesack aus dem Hotel geschafft wurde, war Olga Knipper. Tschechow hatte sie 1898 bei Proben zu seinem Stück "Die Möwe" kennengelernt und drei Jahre später geheiratet. "Die Möwe" hatte er bereits 1895 beendet. Das Stück spielt auf einem ländlichen Anwesen, dessen Besitzer Gäste eingeladen hat, die sich auf dem Gut langweilen. Einer der Gäste ist der junge Schriftsteller Treplew, dessen Theaterstück am Abend aufgeführt werden soll. Die Hauptrolle übernimmt die Nachbarstochter Nina, in die Treplew unsterblich verliebt ist. Seine Mutter Irina ist mit von der Partie sowie deren Geliebter Trigorin. Der wiederum ist ein äußerst erfolgreicher Dichter, und leider liebt Nina nicht Treplew, sondern den viel berühmteren Trigorin. Viele von Tschechows großen Theaterstücken sind Komödien, auch "Die Möwe". Das verwirrt die Leser und Theaterbesucher, die sich von dem Stück einen lustigen Abend mit viel Gelächter erwarten. Dabei ging es Tschechow eher wie Balzac mit dessen "Comédie Humaine" - um das Nachdenken über letzte Dinge und große Fragen der Menschheit. Und oft sind es eben diese erhabenen Momente, die schneller als gedacht in Lächerliche kippen.
(ARD-alpha)