Folgeninhalt
Die Bewohner von Ifaluk, einem winzigen mikronesischen Atoll in den westlichen Karolinen, halten an ihrer traditionellen Lebensweise fest. Täglich fahren sie mit Auslegerkanus zum Fischen raus. Die Boote sind die wichtigste, da einzige Verbindung zu den benachbarten Atollen. Um die langen Seereisen zu bestehen, müssen die Männer geschickt mit Ruder und Segel umgehen können und vor allem die komplexen Techniken der Navigation sicher beherrschen. William Tiwefich ist einer der besten Navigatoren auf Ifaluk. Auf vielen Reisen hat er schon mit Hilfe des traditionellen Wissens um Strömung, Wind und Sternbildern seine Mannschaften sicher ans Ziel geführt. Doch auch auf dem abgelegenen Atoll halten moderne Techniken Einzug, und schon einige Männer verfügen über moderne GPS-Geräte für die Navigation. Tiwefich jedoch weigert sich, ein solches Gerät zu benutzen. "Wenn wir das tun", so sagt er, "wird unser Gedächtnis schwach. Ein guter Navigator braucht aber ein gutes Gedächtnis." Als ein Verwandter auf einer benachbarten Insel stirbt, macht er sich erneut auf die Reise über die offene See. Das politische Zentrum der westlichen Karolinen ist Yap, eine Inselgruppe, die die Tourismusindustrie erst vor gut zwei Jahrzehnten entdeckt hat. Vor allem Taucher kommen hierher, um die Mantarochen zu erleben. Seitdem hat sich für Yapenesen viel geändert: Die Bewohner von Kaday, einem Dorf auf Yap nahe der Hauptstadt Colonia, veranstalten zweimal pro Woche "Cultural Tours": Kinder des Dorfes spielen für Besucher pittoreske Szenen eines längst vergangenen, traditionellen Lebens nach. Die Insel Rumung, ganz im Norden von Yap, ist dagegen für Touristen völlig unzugänglich. Hier versucht man, die alten Geschichten und magischen Techniken zu bewahren und den Einfluss der westlichen Welt nicht allzu groß werden zu lassen. Der alte David Selap erinnert sich noch an manche der Geschichten aus längst vergangener Zeit und erzählt von der untergegangenen Insel Sepin: Als die europäischen Entdecker erschienen, beschlossen die Männer und Frauen von Sepin mitsamt ihrer Insel im Meer zu versinken. "Sie haben vorausgesehen", so meint der alte David, "wie sehr sich unser Leben verändern würde. Uns haben sie auch gefragt, ob wir mit ihnen gehen wollten. Aber wir haben Nein gesagt." Manchmal fragt er sich, so setzt er hinzu, ob es die richtige Entscheidung war.
(3sat)
Länge: ca. 45 min.