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Am 9. Juni wird er sich wieder auf den Weg machen: barfuß, fünf Meilen weit, an 15 Stationen rund um Glencolmcille, durch die moorige Landschaft des südirischen County Donegal. Und er wird, einmal mehr, nicht allein sein. Dem Beispiel des Bauern Jimmy Carr folgen jährlich etwa 1.000 Menschen - zu Ehren des Heiligen Columban, des irischen Schutzpatrons, von dem es heißt, er habe die Dämonen aus dieser Gegend vertrieben. Der 9. Juni ist der Todestag des Klostergründers, der im sechsten Jahrhundert als Dichter und reisender Sänger im Namen des Herrn unterwegs war und "Columcille", "Kirchentäubchen", genannt wurde. Für jede Station ist ein eigenes Ritual überliefert. In einer Felsnische, "Columcilles Bett", müssen sich die Pilger dreimal umdrehen; an Columcilles Quelle müssen sie Steine niederlegen, die sie vorher vom Weg aufgelesen haben. Die Überlieferung uralter frühchristlicher und heidnischer Bräuche fasziniert den mittlerweile 70-jährigen Jimmy, seit er als junger Mann Father McDyre, den beliebten Gemeindepriester, auf die Wallfahrt begleitet hat. Vor knapp 20 Jahren starb Father McDyre; den Großteil seiner Weisheiten und Geschichten hat er aber Jimmy anvertraut: Zum Beispiel wie und wo auf dem Pfad der heilige Columban einst von den Dämonen angegriffen wurde. Nun ist er der einzige, der die Gebete und Rituale an jeder der 15 Stationen noch kennt; der einzige, der die eingeritzten Kreise, Kreuze und Quadrate auf den Steinen noch lesen kann. Viele Menschen fühlen sich von der Magie des Ortes angezogen, bestaunen die Steinwüsten des Donegal und die riesigen Hügelgräber mit ihren Gängen und Sälen oder erklimmen die erhabene, 600 Meter hohe Klippe Slieve League. Doch leider gibt es trotzdem niemanden, auf den der Funke so übergesprungen ist wie von Father McDyre auf Jimmy Carr. Jimmy engagiert sich für die alten Bräuche: Er fährt mit seinem kleinen Motorrad nach wie vor das Donegal ab, um noch mehr Monumente und Rituale kennenzulernen. Und er fordert, dass die Gemeinde den Bebauungsplan ändert, damit der Pilgerpfad erhalten bleibt. Aber die größte Herausforderung für die Überlieferung seiner Tradition ist es, einen Nachfolger zu finden. Er hat dabei einen jungen Mann aus dem Dorf im Auge, dem er zutraut, ein würdiger Erbe zu sein. Davon hängt ab, ob diese reiche und tolerante Form der Volksfrömmigkeit auch eine Zukunft hat und von Generation zu Generation überleben wird.
(arte)
Länge: ca. 30 min.