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Der Vorsorge-Wahnsinn - gesund zum Arzt, krank nach Hause? Gäste: Ulrike Flach (FDP), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit Prof. Otmar D. Wiestler Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Stiftungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Dr. Wolfgang Blank, Hausarzt in Bayern Ingo Kailuweit, Vorsitzender des Vorstands der KKH Kaufmännische Krankenkasse Prof. Gerd Gigerenzer, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und des Harding Zentrums für Risikokompetenz in Berlin Andrea Hahne, Leiterin des "BRCA-Netzwerk e.V" zur Hilfe bei familiärem Brustkrebs und Eierstockkrebs, selbst Betroffene 1,5 Milliarden Euro pro Jahr geben Patienten für vielfach fragwürdige Diagnosen und Therapien beim Arzt aus. Die Palette dabei reicht von der Bachblüten-Therapie über Thrombose-Checks bis zur Messung des Augeninnendrucks zur Vorsorge und Früherkennung des Grünen Stars. Allesamt so genannte Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), die gesetzlich Versicherte normalerweise aus eigener Tasche bezahlen müssen, da ihre medizinische Notwendigkeit nicht nachgewiesen ist. Über 350 solcher Zusatzangebote soll es geben - jedem vierten Patienten ist im vergangenen Jahr laut einer aktuellen Umfrage beim Arzt mindestens einmal eine Leistung auf eigene Rechnung angeboten worden. Nun warnen selbst Krankenkassen und Verbraucherschützer vor der "Abzocke beim Arzt". Klar sollte sein: Alles, was medizinisch notwendig ist, wird auch von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Statt dieser Überzeugung schleicht sich bei Arztbesuchern immer mehr Unsicherheit ein: Welche Selbstzahlerleistungen sind sinnvoll, und welche bringen nur dem Mediziner einen schönen Nebenverdienst ein? Auf der Strecke bleibt das Vertrauen, die wohl wichtigste Grundlage im Arzt-Patienten-Verhältnis. Einige der individuellen Gesundheitsleistungen sind Untersuchungen, die die Kassen nur für Risikopatienten anbieten. Doch viele Patienten haben sich das gesundheitspolitische Mantra der vergangenen Jahre zu Herzen genommen und gelernt: Vorsorge ist besser als heilen. Je früher eine Krankheit entdeckt wird, desto besser. Aber was tun, wenn der Test keine Entwarnung gibt? Wer kümmert sich dann um die Menschen? Der Fall der Schauspielerin Angelina Jolie entfachte eine Debatte um das Dilemma, in dem Frauen nach einem Krankheitsbefund stecken. Jolies Krebsrisiko war so hoch, dass sie sich zu einer präventiven Brust-Amputation entschloss. Wie sinnvoll sind aber die Massenuntersuchungen Gesunder - das so genannte Screening? Wie hilfreich sind die Früherkennungs-Tests, die die Kassen ab einem bestimmten Alter zahlen? Macht unser System aus Gesunden inzwischen am liebsten Kranke? Wie gehen wir mit unserem Wissen um all unsere potentiellen Krankheiten um? Oder ist Vorbeugen bei allen am Ende doch wichtiger als Heilen bei den Kranken?
(ZDF)
Länge: ca. 60 min.