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Ein makelloser Sonnenaufgang: Richard Weil und sein Wallach Don Camillo ziehen zum Holzrücken in die Wälder rund um Bad Laasphe. Wie jeden Morgen seit 17 Jahren. "Mit Romantik hat das hier nichts zu tun", sagt er, "ich musste raus. Im Büro wäre ich kaputt gegangen." Richard Weil liebt seinen Beruf, und er liebt den Wald. Kein Einzelfall im Rothaargebirge: In dem 160 Kilometer langen Höhenzug im Osten Nordrhein-Westfalens leben viele Menschen, die ihren eigenen Weg gehen. Sturköpfe im besten Sinne, die fernab von Metropolen in der Natur zuhause sind und ihr Glück finden. Und sollten sie tatsächlich einmal Großstadtluft schnuppern wollen, dann geht das auch problemlos. Denn das Rothaargebirge liegt mitten in Deutschland. 70 Kilometer östlich von Köln, 30 Kilometer südlich von Dortmund. Auch ein Grund, warum die Gegend bei Touristen sehr beliebt ist. Ein großer Teil des Waldes im Rothaargebirge ist in privatem Besitz. Er gehört Seiner Durchlaucht Prinz Richard, Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Der Fürst ist kein Typ für "Gala" oder "Bunte", und man findet ihn nur selten im Schloss. Denn auch seine Leidenschaft gehört dem Wald. Seinem Wald. Der Fürst war früher ein begeisterter Jäger. "Ich hab viel rumgeballert" sagt er. Doch heute schaut er sich die Tiere lieber an. Das beliebte Naherholungsziel ist aber keine Idylle. Jahrhunderte lang hat das Rothaargebirge die Menschen auf den beiden Seiten des Gebirgskamms getrennt. Die Siegerländer von den Sauerländern, die Katholiken von den Protestanten, und die Sauerländer von den Wittgensteinern. Zwar gibt es die Grenzen längst nicht mehr: Wittgenstein und das Siegerland sind sogar in einem Kreis (zwangs-)vereint. Doch die Menschen im Rothaargebirge brauchen ihre Zeit, um die Jahrhunderte der Trennung auch in ihren Köpfen zu beenden. Geschichtsaufarbeitung mit Weitsicht: Seit zwei Jahren gibt es einen Wanderweg auf dem Kamm des Gebirges entlang. 160 Kilometer lang - vom sauerländischen Brilon bis zur südwestlichen Landesgrenze: Das Rothaargebirge ist eine der schönsten Landschaften Deutschlands.
(SWR)
Film von Clemens Gersch und Michael Wieseler
Länge: ca. 45 min.