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Zweieinhalb Millionen Deutsche brauchen Pflege, weil sie krank oder dement sind. Für die alten Menschen und ihre Angehörigen ist das eine enorme Belastung, auch finanziell. Oft reichen die Ersparnisse nicht einmal für die Kosten einer Unterbringung im Heim. Schon heute sind 40 Prozent der Pflegebedürftigen in Heimen auf das Sozialamt angewiesen, Tendenz steigend. "Meine Mutter war immer eine sparsame Frau", erzählt Rainer Schuck. "Von ihrer kleinen Rente hatte sie 35.000 Euro zur Seite gelegt. Doch nach zweieinhalb Jahren im Heim ist das Geld aufgebraucht." Es kam noch schlimmer für Rainer Schuck. Kurz darauf meldete sich die Kommune bei dem Familienvater, weil er Unterhalt für seine Mutter bezahlen soll. Für ihn eine Ungerechtigkeit. "Ich habe drei Kinder groß gezogen. Das ist doch ein Stück Deutschland", erklärt er. "Was ist denn mit all jenen, die keinen Nachwuchs haben? Da springt doch auch der Staat ein!" Bei der häuslichen Pflege sieht es ebenfalls schlecht aus. Renate Ziegler aus Hamburg zum Beispiel betreut ihre kranke Mutter seit fünf Jahren. Doch dafür zahlt sie einen hohen Preis: Wegen der Pflege ihrer Mutter musste die Heilpraktikerin erst ihren Beruf und dann die eigene Wohnung aufgeben. Und die wenigen Hundert Euro, die vom Pflegegeld der Mutter übrig bleiben, reichen nicht zum Leben. Gleichzeitig setzen private Unternehmen mit der Pflege jedes Jahr Milliarden Euro in Deutschland um. Wie passt das zusammen? Ein Jahr lang haben Carsten Rau und Hauke Wendler an ihrer Dokumentation zu einem Thema gearbeitet, das Experten längst als eines der größten Probleme der Republik einstufen. Anhand verschiedener, teils dramatischer Einzelfälle erklären die Autoren, was bei der Pflege falsch läuft und wo das System zusammenzubrechen droht. Denn schon in wenigen Jahrzehnten werden in Deutschland nicht zweieinhalb, sondern vier Millionen Menschen auf Pflege angewiesen sein.
(NDR)
Länge: ca. 45 min.