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Mit den Händen und Naturmaterial kreativ sein Flechtwerkgestalter sind immer auf der Pirsch nach neuen Ideen und Formen. Aus Binse, Weide, Peddigrohr oder Rattan flechten sie Möbel und Objekte: Lampenschirme, Sessel, Taschen und Liegen. Seit 2011 heißt der Beruf deshalb nicht mehr wie früher "Korbmacher", sondern "Flechtwerkgestalter". Der Beruf hat eine lange Tradition: Im 16. Jahrhundert wurde in Braunschweig die erste Korbmacherzunft gegründet. Seither hat sich viel geändert: Korbmacherbetriebe sind selten geworden, bundesweit bildet heute keine einzige Flechtwerkstatt mehr aus. An der staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels jedoch kann man dieses seltene, aber kreative Handwerk heute noch erlernen. Mehr Frauen als Männer fangen hier an, in kleinen Klassen. Mancher fand erst im zweiten Anlauf in diesem Metier seine Berufung. Die Ausbildung dauert drei Jahre, an der Fachschule im Vollzeitunterricht. Sie kostet kein Schulgeld, aber Lohn gibt's hier natürlich auch keinen. Yannick Schnapp aus Haßfurt und Theres Gerischer aus Bamberg flechten an ihrem ersten eckigen Weidenkorb. Das erfordert Konzentration, Geduld und Geschick. Die Weidenruten müssen immer feucht und geschmeidig sein, sonst brechen sie beim Verflechten ab. Strapazierte Finger, schmerzende Handgelenke: Aber der fertiggestaltete Korb entschädigt für alles. Die Fachschule vermittelt Grundkenntnisse in Holz- und Metallbearbeitung. Für den Möbelentwurf wird hier mit modernen CAD-Programmen gearbeitet. Richtig kreativ wird's dann in der Abschlussklasse. Ein Lampenschirm aus Brennnesseln entsteht, dazu moderne Sitzmöbel und ausgefallene Körbe. Nicht nur Naturmaterialien eignen sich, sondern auch Kunststoff: Alina Gerischer fertigt eine Umhängetasche aus Fahrradschläuchen und zerschnittenen Plastiktüten. Gegen die starke Konkurrenz aus Südostasien können sich die deutschen Flechtwerkgestalter nur mit originellen Ideen behaupten. Häufigste Einnahmequelle ist die Stuhlrestaurierung: Kunden schicken alte Stuhlrahmen oder Sessellehnen zum neu Bespannen - im traditionellen Wiener Geflecht oder nach Worpsweder Technik. Flechtwerkgestalter - das ist heute ein Nischenberuf, in dem sich viele nur durch Spezialisierung behaupten können. Korbmachermeister Thomas Backof zum Beispiel repariert immer wieder mal ramponierte, geflochtene Ballonkörbe. Außerdem fertigt er in seinem Mini-Betrieb serienweise vorbestellte Baguettekörbe für Bäckereien und Metzgereien. Die Berufsausbildung an der Fachschule endet mit der Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer. Wer dann Karriere machen will, kann den Meister draufsetzen und sogar studieren (Innenarchitektur oder Produktdesign). Er kann sich mit einer eigenen Werkstatt selbständig machen oder eine feste Stelle bei einem Wohlfahrtsverband suchen - als Arbeitstherapeut einer Werkstatt für behinderte Menschen.
(ARD-alpha)
Länge: ca. 15 min.