Folgeninhalt
Dunkle Tage, leuchtende Straßen, Tage der Besinnlichkeit - die Vorweihnachtszeit hat ihre ganz eigene Faszination, der sich kaum einer entziehen kann. Der Advent schenkt die Gelegenheit, inne zu halten und nachzudenken über das Vergangene, aber auch neue Perspektiven zu bedrängenden Fragen zu entwickeln. Dazu hat Meinhard Schmidt-Degenhard in diesem Jahr wieder Gäste aus Kultur, Politik und Religion zu Gesprächen unter den Weihnachtsbaum eingeladen. - Wenn es nach dem islamischen Theologen und Philosophen Ahmad Milad Karimi geht, scheint es keine unüberbrückbaren Grenzen zwischen Abendland und Morgenland, zwischen islamischer Geistesgeschichte und Georg Wilhelm Friedrich Hegels Dialektik, zwischen Rainer Maria Rilke und dem persischen Dichter Rumi zu geben. Karimi bewegt sich als Wissenschaftler, Literaturübersetzer und Schriftsteller zwischen Sprachen und Kulturen. Von sich sagt er, dass er auf Arabisch bete, Gedichte auf Persisch schreibe und abendländisch denke. Dabei hätte das Leben dieses "Wanderers zwischen den Kulturen" auch ganz anders verlaufen können. Karimi, 1979 in Kabul geboren, führte eine Kindheit in der afghanischen Oberschicht, bis die Familie das Land verlassen musste. Über Indien, Russland und Polen landete sie schließlich mittellos in einem Flüchtlingsheim im hessischen Schwalbach - ein Leben in Ungewissheit, ohne sicheren Status, nur geduldet. Ein Erlebnis in der Adventszeit, Karimi ist gerade 15 Jahre alt, führt dazu, dass der Flüchtlingsjunge sich nicht mit seinem Schicksal abfinden will: Ohne Deutschkenntnisse bittet er um Aufnahme in einer Hauptschule, besucht Abendkurse und arbeitet sich so hoch bis zum Abitur. Karimi studiert Islamwissenschaft und Philosophie; promoviert über Hegel und Martin Heidegger. Seit 2012 ist Karimi Vertretungsprofessor für Kalam, das bedeutet für islamische Philosophie und Mystik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Mittlerweile gehört er zu den angesehensten islamischen Theologen in Deutschland. Diesen abenteuerlichen Lebensweg hat Karimi in einem autobiografischen Buch witzig und bewegend nachgezeichnet - der Titel: "Osama bin Laden schläft bei den Fischen. Warum ich gerne Muslim bin und wieso Marlon Brando viel damit zu tun hat". Im Gespräch mit Meinhard Schmidt-Degenhard verrät Ahmad Milad Karimi, was Marlon Brando mit seiner islamischen Identität zu tun hat; er erzählt von seiner Vorliebe für Mafia-Filme und was sich damals in der Adventszeit zugetragen hat, das ihn dazu bewegte, unbedingt zur Schule gehen zu wollen.
(hr-fernsehen)