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Täglich liefern die Medien neue Bilder der Gewalt: Brutale Schlägereien, Amokläufe an Schulen oder von Eifersucht getriebene Ehedramen. Doch was treibt einen Menschen überhaupt dazu, Gewalt anzuwenden oder gar zu töten? Sind die Ursachen ausschließlich in unserem sozialen Umfeld zu suchen oder ist der Hang zur Gewalt sogar genetisch bedingt? Der britische Ex-Politiker und Journalist Michael Portillo geht in diesem Film den Ursachen der Gewalt nach und unterzieht sich einer Reihe von Experimenten und Selbstversuchen, die eines beweisen: Selbst der friedfertigste Mensch kann zur Gewalt getrieben werden. Für diese Dokumentation wandelt Michael Portillo auf den Pfaden der Gewalt: Er ist Zeuge eines archaischen Volksfestes in Bolivien, bei dem Menschen verschiedenster Altersgruppen mit bloßen Fäusten aufeinander einprügeln und dafür bejubelt werden. Er interviewt einen ehemaligen Kindersoldaten, für den der Drang nach Rache für seine ermordete Familie größer war als die Hemmschwelle, einen anderen Menschen zu töten. Portillo spielt jedoch nicht nur den Beobachter, sondern unterzieht sich auch einem nervenaufreibenden Selbstversuch: Er muss eine Babypuppe versorgen, die alle 15 Minuten schreit - und das über mehrere Nächte. Kann dauernder Schlafentzug auch den friedlichsten Menschen zu Gewaltausbrüchen hinreißen? Noch besorgniserregender als die Erkenntnisse aus diesem Selbstversuch ist allerdings die Neuauflage des berühmten Milgram-Experiments. In diesem psychologischen Rollenspiel findet ein fiktiver Wissenstest statt. Eine Versuchsperson soll jede falsche Antwort eines in einem anderen Zimmer sitzenden "Schülers" mit einem Stromstoß von bis zu 450 Volt bestrafen. In Wahrheit ist natürlich niemand an ein Elektroschockgerät angeschlossen. Getestet wird lediglich die Bereitschaft der Probanden, die von einem Versuchsleiter angeordnete Gewalt anzuwenden. Michael Portillo erlebt hier, dass sich die Ergebnisse von damals auch heute noch bewahrheiten - und die Probanden erschreckend oft bereit sind, bis zum Äußersten zu gehen. In Gesprächen mit Psychologen und Wissenschaftlern findet Michael Portillo außerdem heraus, dass Gewalt nicht nur vom sozialen Milieu, sondern auch von vielen anderen Faktoren abhängt. Vor allem der Stoffwechsel im Gehirn spielt dabei eine entscheidende Rolle: Während ein niedriger Serotonin-Pegel uns aggressiv macht, ist ein anderer Botenstoff gewissermaßen dafür verantwortlich, dass Menschen Lust auf Gewalt verspüren. Denn ähnlich wie beim Sex wird auch bei Gewalttaten das Glückshormon Dopamin freigesetzt. Ist die Lust auf Gewalt also eine natürliche Reaktion? In der deutschen Erstausstrahlung von "Wie entsteht Gewalt?" zeigt Michael Portillo das Erschreckende an der Gewalt: Er erfährt in zahlreichen Selbstversuchen am eigenen Leib, wie schnell selbst ein friedliebender Mensch unter bestimmten Voraussetzungen aggressiv werden kann - und dass in jedem Menschen ein erstaunliches Gewaltpotenzial schlummert.
(VOX)