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Moderator Michael Steinbrecher lädt Fachleute, Betroffene und Prominente ins alte E-Werk in Baden-Baden zum Gespräch ein. Thema dieser Ausgabe sind Frauen in der zweiten Lebenshälfte. Die jungen, unbeschwerte Jahre sind vorbei. Die Falten werden mehr, die Kinder ziehen aus, und dann kündigen sich auch noch die Wechseljahre an. Die Gäste im "Nachtcafé" starten allerdings selbstbewusst durch und erzählen ihre Erfolgsgeschichten. Die Zeit Ende 40, Anfang 50 ist für Frauen nicht leicht. Der Blick in den Spiegel offenbart täglich eine Falte mehr, die Hormone spielen verrückt, und die Kinder sind selbständig und gehen aus dem Haus. Plötzlich bleibt wieder mehr Zeit für die Partnerschaft - mit positiven oder negativen Auswirkungen. Was bei manchen eine tiefe Sinnkrise auslöst, ist für andere der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Selbstbewusst und voller Energie starten Frauen noch einmal durch: Sei es mit einem neuen Mann an der Seite, in der Verwirklichung beruflicher Pläne, oder sie werfen Jahrzehnte lang gelebte Rollenbilder und gesellschaftliche Erwartungen über Bord und tun endlich das, was ihnen Spaß macht. Frei nach dem Motto: 50 ist das neue 40! Für Schauspielerin Julia Stemberger haben die besten Jahre gerade erst begonnen. "Ich weiß heute mit über 50, was ich will und was ich nicht will", stellt die gebürtige Wienerin fest. Ob sich diese neue Selbstbewusstsein auch auf dem Fernsehbildschirm bemerkbar macht? Zumindest in der neuen Staffel der ARD-Erfolgsserie "Vorstadtweiber" verkörpert Stemberger eine Exfrau, die konsequent ihren Weg geht. Die Erfolgsautorin Hera Lind hat wahrlich schon bessere Zeiten erlebt. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere verließ sie ihren Mann und wurde von der Presse als "Rabenmutter" bezeichnet. Kurze Zeit später folgte der finanzielle Ruin. Was nach einem ihrer Romane klingt, ist die eigene Lebensgeschichte: "Ich hatte aus eigener Kraft so viel geschaffen - plötzlich war alles weg", musste Lind erkennen, die sich inzwischen von viel Ballast befreit hat. Sibylle Wagner hatte sich die gemeinsamen besten Jahre mit Ihrem Mann ganz anders vorgestellt. Mit 38 Jahren erlitt dieser einen schweren Herzinfarkt und wurde zum Pflegefall. 14 Jahre lang war die zweifache Mutter an der Seite ihres Mannes, bis er 2015 starb. "Was ich für meinen Mann getan habe, hat er mir hundertfach zurückgegeben", blickt Wagner ohne Reue auf die letzten Jahre zurück. Karolina Leppert wuchs in der Nachkriegszeit auf und fügte sich über viele Jahrzehnte den gesellschaftlichen Erwartungen, die zu dieser Zeit an eine Frau gestellt wurden. "Ich lebte in dem Gefühl, das ganze Leben ist ein Knast", resümiert die heute 71-jährige. Mit Anfang 50 brach sie aus ihrem Gefängnis aus und fand endlich zu einem selbstbestimmten Leben - als Domina. Dr. Regula Stämpfli widmet sich mit Leidenschaft der Wahrnehmung von Frauen im mittleren Lebensabschnitt. "In den reiferen Jahren ist es vor allem wichtig, auf Charme und Charisma zu setzen, statt auf die jugendlichen Schönheitsideale unserer Gesellschaft", sagt die Autorin und Wissenschaftlerin. Sie ermutigt andere Frauen, selbstbestimmt die eigene Rolle zu finden. Beate Jankowiak dachte, es seien die Wechseljahre - und bekam mit Anfang 50 Zwillinge. "Wenn ich sie in die Kita gebracht habe, meinten viele immer, ich sei die Oma", erinnert sie sich. Auch wenn das späte Mutterglück sie und ihren Partner bis an den Rand ihrer Kräfte gebracht hat, die Zeit, die sie mit den inzwischen achtjährigen Mädchen verbringen darf, bezeichnet sie als großen Gewinn.
(3sat)
Länge: ca. 90 min.