Regisseur Nikolaus Geyrhalter richtet seinen Blick auf jene Seite des Spektakels, die im Geschwindigkeitsrausch unsichtbar bleibt. Er nimmt sich Zeit, den Menschen zu begegnen, die dort leben. Die Rennstrecke ist die Fährte, auf der er die vielfältige Gegenwart Afrikas und die Vorstellungen, die das Verhältnis zwischen Afrika und Europa prägen, erkundet. So erzählt sein Film "7915 km" mehr vom Anhalten als vom Fahren: Er zeigt ein Mädchen in einem kleinen marokkanischen Dorf, das lachend ihr Ziegenkitz "Rallye" präsentiert, verweilt bei Soldaten in der Sahara, die seit Jahrzehnten ein Stück Wüste bewachen, begegnet einem mauretanischen Baggerfahrer, einem Kinobesitzer in Mali, einer jungen Senegalesin, die vom Leben in Paris und ihrer Rückkehr erzählt. Die Gegensätze schärfen den Blick, und so stellt der Film als bildgewaltige Hommage an Menschlichkeit und Langsamkeit routinierte Wahrnehmungsweisen infrage und eröffnet neue Blickwinkel auf globalisierungspolitische und alltägliche Probleme. "7915 km" lief erfolgreich auf zahlreichen Filmfestivals, unter anderem in Locarno, Toronto, Wien und Duisburg, und gewann auf der "Diagonale" in Graz den Preis für die "Beste Bildgestaltung". Die Jury urteilte: "Die Kamera richtet ihren Blick auf Menschen und Orte, die für den gesellschaftlichen und politischen Diskurs um die Globalisierung hochrelevant, aber unterrepräsentiert sind. Sie rückt sie ins Zentrum der Wahrnehmung und definiert gleichzeitig den Standpunkt und die Haltung eines Autors." Der Wiener Nikolaus Geyrhalter hat sich seit seinem Debütfilm "Angeschwemmt" 1994 ein Renommee als erfolgreicher Dokumentarfilmregisseur und -produzent erarbeitet. Sein Film "Unser täglich Brot" gewann 2008 neben vielen Festivalehrungen auch den Adolf-Grimme-Preis. Geyrhalters neuestes Projekt "Abendland" hatte im Frühjahr 2011 Premiere.
(3sat)
Länge: ca. 105 min.
Deutsche TV-Premiere: 27.11.2011 (3sat)
Cast & Crew
- Regie: Nikolaus Geyrhalter