Bevor die Römer zu Beginn unserer Zeitrechnung den Mittelmeerraum auch militärisch eroberten, beherrschten sie ihn bereits auf dem Gebiet des Handels. Dies ist die These von Archäologen, die in zahlreichen Schiffswracks auf dem Meeresboden vor den Küsten des Mittelmeeres - aber auch vielerorts zu Lande - auf große Mengen von Weinamphoren gestoßen sind. Viele dieser 25 Liter fassenden Tongefäße stammen aus dem Jahrhundert vor der im Spätsommer des Jahres 52 vor Christus ausgetragenen Schlacht um Alesia und der daraufhin folgenden Kapitulation des gallischen Heerführers Vercingetorix, und sie belegen einen starken Weinkonsum der Gallier. Dank noch heute aufzufindender Gefäße können die Archäologen den Weg der Amphoren und damit den Weg der Eroberung Galliens nachvollziehen. Die Forschungen begannen im Jahr 1952 mit der ersten archäologischen Unterwassergrabung des legendären Meeresforschers Capitaine Jacques Cousteau vor Marseille. 30 Jahre später kehrte Luc Long, ein auf Mittelmeer-Wracks spezialisierter Unterwasserarchäologe, an diese Grabungsstätte zurück und entdeckte zwei - in einem zeitlichen Abstand von hundert Jahren - übereinander gestapelte Wracks. Die beiden Schiffe beförderten seinerzeit Wein. Eines der Schiffe hatte relativ wenige Amphoren mit Wein unterschiedlicher Herkunft geladen, das andere mehrere Tausend Amphoren mit Wein aus der heutigen Toskana. Altrömische Weinamphoren finden sich zwar in ganz Europa, die größten Mengen jedoch im einstigen Gallien, mehrere Hunderte von Tonnen im Jahr. Matthieu Poux, ein bekannter Experte für die gallorömische Zeit, erzählt, wie die Gallier die Kultur ihrer Eroberer übernahmen, bis hin zu Geschmack und Lebensstil. So sind die Amphoren eine Bekundung des ersten Handelsimperialismus, einer "Globalisierung" auf römische Art.
(arte)
Länge: ca. 55 min.
Deutsche TV-Premiere: 28.01.2012 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Nicolas Jouvin