Ausgenutzt und abgezockt

Sie hausen in überbelegten Wohnungen, ohne Privatsphäre, ohne Sicherheitsstandards. Und manchmal kampieren sie auch nur auf Matratzen im Wald, ohne regelmäßige Jobs, ohne Krankenversicherung. Sie schuften für Hungerlöhne, Arbeitsverträge kennen sie nicht. Lebensbedingungen aus der Dritten Welt könnte man meinen.Doch das Filmteam hat solche Missstände auch in Deutschland vorgefunden - im Landkreis Vechta im südlichen Niedersachsen. Dank der boomenden Wirtschaft herrscht in der Region nahezu Vollbeschäftigung. Dass der ökonomische Erfolg auch immer mehr Arbeitswillige aus Südosteuropa anzieht, kommt so manchen heimischen Betrieben gerade recht. Die Armutsmigranten sind bereit, für Dumpinglöhne zu schuften und können jederzeit entlassen werden, wenn man sie nicht mehr braucht. Viele von ihnen stammen aus Rumänien und Bulgarien. Der Großteil kommt ohne fremde Hilfe nach Deutschland. Andere werden durch kriminelle Schleuser ins Land gebracht.Die Bürgermeisterin der Ortschaft Steinfeld im Landkreis Vechta fühlt sich aufgrund der steigenden Obdachlosenzahlen unter den Tagelöhnern "überfordert" und appelliert an Land und Bund, der Gemeinde zu helfen. Schon morgens warten Menschen auf dem so genannten "Schwarzarbeiterstrich" vor einem Supermarkt auf Handwerker und Landwirte, die billige Arbeitskräfte suchen. Oft stehen dort auch Jobber, die als Werkvertragsarbeiter anderswo nicht mehr gebraucht werden.Allein im Landkreis Vechta sollen um die 80 Dienstleister für die Fleischindustrie beheimatet sein, die Schlachtbetriebe mit Tausenden Billiglöhnern aus Südosteuropa versorgen. Viele Arbeiter werden illegal beschäftigt, landen in der Schwarzarbeit.NDR Autor Michael Nieberg trifft auf seiner Recherchetour durch Niedersachsen immer wieder Menschen mit dramatischen Schicksalen, die unter unwürdigen Bedingungen leben müssen und froh sind, wenn sie überhaupt Arbeit finden, egal welche.