Axel Cäsar Springer, der am 2. Mai 2012 100 Jahre alt geworden wäre, war der mächtigste, einflussreichste und umstrittenste Verleger der deutschen Nachkriegszeit. Nach einem Aufstieg ohnegleichen wurde er zur Hassfigur der Studentenbewegung und zum Feindbild der Linken. Wer war dieser Mann? Wie entstand das Zerrbild vom populistischen Agitator, vom "Kalten Krieger"? Missbrauchte Springer seine publizistische Macht zur Durchsetzung seiner politischen Ziele? Warum führt auch heute noch allein die Nennung seines Namens immer noch zu reflexhaften Distanzierungen und Vorurteilen? Diese Fragen versucht der Film "Axel Springer - Ein deutscher Verleger" anlässlich des 100. Geburtstages zu beantworten. Eine der Schlüsselstellen in Springers Biografie ist das Jahr 1968. Mitten in der Zeit der Studentenbewegung fokussiert sich besonders in Berlin die ganze Gewalt und Aggressivität der Auseinandersetzung zwischen 'Establishment' und 'Neuer Linker' auf den Verleger , der mit BILD und anderen Blättern seines Zeitungsimperiums gut 70 Prozent des Marktes beherrscht. Nur Stunden nach dem Attentat auf den Studentenführer Rudi Dutschke am 11. April 1968 eskaliert die Gewalt: Mit Sprüchen wie "Enteignet Springer" ziehen tausende Studenten zum Verlags-Hochhaus in die Berliner Kochstraße. Sie machen den Konzernherrn persönlich für die Schüsse verantwortlich, dessen Redakteure Tage zuvor in der BILD-Zeitung geschrieben hatten: "Stoppt den Terror der Jungroten jetzt." Und: "Man darf auch die ganze Drecksarbeit nicht der Polizei und ihren Wasserwerfern überlassen." Augenzeugen wie der Kommunarde Rainer Langhans, der SDS-Angehörige Tilman Fichter, aber auch der spätere Springer-Vorstand Peter Tamm erinnern sich an diese Nacht, in der Scheiben des Verlagshauses zu Bruch gingen und Auslieferungsfahrzeuge in Brand gesetzt wurden. Axel Springer zeigte sich völlig fassungslos. Gerade war er doch noch der Vorzeigeunternehmer des deutschen Wirtschaftswunders gewesen. Der Film will den Weg des Verlegers aufzeigen und sich mit den bislang wenig beleuchteten Hintergründen der damaligen Ereignisse befassen. Insbesondere die Stasi spielten bei den Auseinandersetzungen um Springer und die '68er' eine oft unterschätzte Rolle. Wer war dieser Springer genau, dessen zweiter Vorname Cäsar für viele Zeitgenossen Sinnbild für das uneingeschränkte Machtstreben des Verlegers war? War er ein rücksichtsloser antikommunistischer Publizist, der auch Gewalt in Kauf nahm, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein? Ein Visionär, der mit Rudi Dutschke eines gemeinsam hatte: die Hoffnung auf die deutsche Wiedervereinigung in Zeiten, als andere Geschäfte mit dem Ostblock machten? Ein unmoralischer Playboy, der neben seinen Ehen unzählige Liebschaften unterhielt? Ein zweifelhafter Unternehmer, der in seinem Verlag Altnazis beschäftigte, bis 1945 aber verfolgte Juden unterstützt hatte und sich nach dem Krieg für die Aussöhnung mit den Juden stark machte?...
(ARD alpha)
Länge: ca. 45 min.
Deutsche TV-Premiere: 18.04.2012 (Das Erste)
Cast & Crew
- Drehbuch: Eckhart Querner