Deutsche TV-Premiere: 06.06.2022 (arte)
Anfang des 19. Jahrhunderts war Europas Intelligenzija begeistert von Napoleon Bonaparte. Auch Ludwig van Beethoven (1770-1827) sah in ihm die Verheißung einer besseren Welt. Und so widmete er ihm seine dritte Sinfonie. Doch als Napoleon sich im Dezember 1804 selbst zum Kaiser krönte, radierte der Komponist die Widmung wieder aus und ersetzte sie durch die Worte: "Sinfonia eroica, composta per festiggiare il sovvenire di un grand'uomo (Heroische Sinfonie, komponiert, um die Erinnerung an einen großen Mann zu feiern)". Beethoven suchte sich im frühen 19. Jahrhundert von den Zwängen der Wiener Klassik zu befreien. Die musikalische Revolution, die er mit seiner dritten Sinfonie in Bewegung setzte, überraschte jedoch selbst seine engsten Vertrauten. Die "Eroica" ist keine Programmsinfonie, aber die Hörerinnen und Hörer verknüpften Schlachtszenen mit der Musik, wogegen Beethoven nichts einzuwenden hatte. Der zweite Satz ist ein Trauermarsch, der an die Totenehrung der Märtyrer der Französischen Revolution erinnert. Der schiere Umfang und die neue Ausdrucksform von Beethovens dritter Sinfonie verblüfften seine Zeitgenossinnen und Zeitgenossen. Nach der Uraufführung bezeichnete ein Rezensent das Werk als "eine sehr weit ausgeführte, kühne und wilde Phantasie". Da sie Fürst Lobkowitz gewidmet war und die Uraufführung in seinem Wiener Palais stattfand, wurde die Sinfonie nicht mit der Revolution und ihren Symbolen in Verbindung gebracht. Und doch war sie eine Revolution in sich: Die Musik hatte neue Wege eingeschlagen, die "Eroica" war von prophetischer Strahlkraft. Wie Monteverdis "L'Orfeo" und Strawinskys "Le Sacre du Printemps" wurde sie zu einem Meilenstein der Musikgeschichte.
(arte)