Zwar steht mit Sainap Gaschaewa eine Tschetschenin im Zentrum des Filmes "Coca, die Taube aus Tschetschenien". Dieser stellt aber auch ausführlich die Arbeit von Anna Politkowskaja und anderen Frauen vor, die trotz mehrfachen Morddrohungen gegen die Verletzung von Menschenrechten in Russland kämpfen. "Wenn ich ernsthaft darüber nachdenke, warum ich noch da bin: Es ist ein Wunder! Irgendetwas muss mich auf dieser Welt zurückhalten", erklärt Politkowskaja 2004 gegen Ende des Filmes. An anderer Stelle sagt die Journalistin, selbst ihre nächste Umgebung verschließe die Augen vor dem Ausmaß des Dramas in Tschetschenien. Bergkrauts Film zeigt, dass Politkowskaja nur ein neues, besonders prominentes Opfer in einer Kette von vermutlich politisch bedingten Morden in Russland war. "Coca" wirft auch ein kritisches Licht auf die offizielle russische Politik. So antwortet der damalige russische Justizminister Juri Tschaika auf die Frage, wie er einem Kind in drei Sätzen den Konflikt um Tschetschenien erklären würde, er brauche dafür nur zwei Wörter: "Internationaler Terrorismus!". Juri Tschaika ist unterdessen zum russischen Generalstaatsanwalt ernannt worden und hat erklärt, er werde sich der Ermittlungen um den Mord an Politkowskaja persönlich annehmen. Besonders bedrückend sind die im Film von Politkowskaja kommentierten sogenannten "Homevideos" aus der russischen Armee, die einen Transport toter und verletzter tschetschenischer Kämpfer zeigen. Nicht auszuschließen, dass Politkowskajas Ermittlungen zu diesem Fall zu ihrer Ermordung beigetragen haben. Vorgestellt wird im Film auch Ramsan Kadyrow, das jetzige Oberhaupt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, dem zahlreiche massive Verletzungen der Menschenrechte vorgeworfen werden. Anna Politkowskaja war in Russland eine einsame Stimme, die durch einen brutalen Mord zum Schweigen gebracht wurde. Zitat Regisseur Eric Bergkraut zum Mord an Anna Politkowskaja: "Anna sagte mir einmal, ihre Bekanntheit bei uns sei für sie eine Art Lebensversicherung. In so tragischer Weise kann sich eine so kluge Frau irren ..."...
(arte)
Länge: ca. 90 min.
Cast & Crew
- Regie: Eric Bergkraut
- Drehbuch: Eric Bergkraut
- Produktion: Accent Films, Doc Prod., SF DRS, SRG SSR, Rose-Marie Schneider
- Produktionsfirma: ARTE, YLE
- Musik: Marie-Jeanne Serero
- Kamera: Laurent Stoop
- Schnitt: Mireille Abramovici