Das Geheimnis Mona Lisa

Es ist das berühmteste, teuerste und geheimnisvollste Gemälde der Welt. Millionen Besucher jährlich betrachten das im Louvre ausgestellte Porträt, allerdings - nachdem fanatische Besucher versucht hatten, es zu zerstören - nur noch hinter Panzerglas. Was aber macht die "Mona Lisa" so besonders? Gemalt wurde das kleinformatige Porträt einer Frau von Leonardo da Vinci, einem der größten Genies der Menschheit. Er hinterließ mit der "Mona Lisa" mehr als nur das Bildnis einer Frau. Ihr Blick scheint abzuschweifen und trifft dennoch immer den Betrachter. Sie trägt keinen Schmuck. Ihre Kleidung ist dunkel gehalten, als wäre sie in Trauer. Dennoch lächelt sie auf geheimnisvolle Art. Leonardo hinterließ keine Skizzen des Porträts. Kein Pinselstrich ist zu erkennen, die "Mona Lisa" wirkt wie aus Fleisch und Blut. Doch wer war sie? Um das Rätsel zu lösen, unterzog der Pariser Louvre sein berühmtestes Gemälde einer wissenschaftlichen Untersuchung mit modernsten Methoden. Mittels Röntgenaufnahmen, Raman-Spektroskopie, Ultraviolett- und Infrarotaufnahmen und vielen weiteren Verfahren versuchte man, dem Gemälde seine Geheimnisse zu entlocken. Man untersuchte die Malweise des Meisters und drang in die Tiefen des Gemäldes vor. Gibt es Korrekturen am Porträt oder Übermalungen? Hat Leonardo das Bild in einem Zug gemalt oder Jahrzehnte daran gearbeitet? Fragen, die beantwortet werden müssen, um zur Lösung des größten Rätsels vorzudringen: Wer verbirgt sich hinter diesem lächelnden und zugleich traurigen Gesicht? Wer stand Leonardo Modell für seine "Mona Lisa"? Oder ist sie die imaginäre Figur einer idealen Schönheit? Seit Jahrhunderten beschäftigen sich Experten mit dieser Frage. Für zwei Erklärungen scheint es Beweise zu geben. Beide Varianten sind schriftlich überliefert, jedoch nicht miteinander vereinbar. Die anerkannteste These geht auf den Biografen Giorgio Vasari zurück. Danach handelt es sich bei dem Porträt um Lisa del Giocondo, die Frau des florentinischen Seidenhändlers Francesco del Giocondo, der das Werk 1503 bei Leonardo in Auftrag gegeben hat. Dem widerspricht eine Notiz des Chronisten Antonio de Beatis aus dem Jahr 1517, in der Leonardo da Vinci angibt, das Gemälde im Auftrag des Giuliano de' Medici gemalt zu haben. Beide Varianten finden in der heutigen Leonardo-Forschung Anhänger. So steht Giuseppe Pallanti, Kulturhistoriker aus Florenz, für die offiziell anerkannte These, das Gemälde sei das Bildnis der Lisa del Giocondo. Während Roberto Zapperi, Historiker aus Rom, der neuen These anhängt, nach der es sich bei der Dargestellten um das imaginäre Porträt der Pacifica Brandani, der Geliebten des Giuliano de' Medici handelt, mit der er einen außerehelichen Sohn hatte.