Die Geschwister Karin und Simon sind bei ihren Eltern und der kleinen Schwester Clara zu Besuch. Am Abend findet ein Essen mit Verwandten statt. Zuvor wird im Laufe des Tages die Waschmaschine repariert, am Küchentisch gesessen, ein Experiment mit Orangenschalen durchgeführt, von Lungenflügeln erzählt und ein mutwillig abgerissener Knopf wieder angenäht. Es ist eine wundersame Alltagswelt, die dieser Reigen von Familienszenen mit Hund und Katze in einer Berliner Altbauwohnung entwirft. Kommen und Gehen, Tun und Lassen, eine Bewegung zieht die nächste nach sich, ein Wort gibt das andere. Eine sorgfältig inszenierte Kettenreaktion von Handlungen und Sätzen. Dazwischen stumme Blicke und Nacherzählungen von Erlebtem. So öffnen sich Nebenräume zwischen Familiendrama, Märchen und dem Psychogramm einer Mutter. Selten wirft die Kamera den Blick auf das Gesamtgeschehen, sondern assembliert aus unspektakulären Ausschnitten und Details eine aufregende Choreografie des Alltags. Regisseur Ramon Zürcher studierte Regie an der dffb. Zu seinem ersten abendfüllenden Spielfilm merkt er an: "Das merkwürdige Kätzchen" spielt größtenteils im abgeschlossenen Bereich einer Elternwohnung. In diesem modellhaften Raum möchte ich einen verdichteten Kosmos kreieren, in dem hinter den alltäglichen Handlungen und Gesprächen "das Geworfen-Sein" in ein absurdes Dasein durchschimmert; in dem die Schwierigkeit, das eigene Erleben und Fühlen einem Gegenüber zu vermitteln, die Figuren immer wieder aufs Neue voneinander isoliert. Immerzu müssen sich die Figuren verhalten, um die Leere der Räume auszufüllen. Immer wieder blitzen kurze Momente des gegenseitigen Verständnisses, Erkennens und der tiefen Vertrautheit auf. Momente, in denen die pochende Leere dieser Wohnung kurz zum Schweigen kommt und die schreiende Stille den Räumen entzogen wird. Bis die Alltags-Choreografie zum Stillstand kommt - und dieser Tag zu Ende geht." "Das merkwürdige Kätzchen" erlebte seine Premiere im Jahr 2013 während der Berlinale in der Sektion Forum und wurde von der Kritik hoch gelobt.
(rbb)
Länge: ca. 70 min.
Deutscher Kinostart: 02.01.2014
Deutsche TV-Premiere: 21.10.2015 (rbb)
siehe auch: Das Mädchen und die Spinne (CH, 2021)
Cast & Crew
- Regie: Ramon Zürcher
- Drehbuch: Ramon Zürcher
- Produktion: Silvan Zürcher, Johanna Bergel, Myriam Eichler, Alexander Haßkerl
- Musik: Thee More Shallows
- Kamera: Alexander Haßkerl
- Schnitt: Ramon Zürcher
- Regieassistenz: Nicole Schink
- Ton: Stephan Blosche, Jakob Gehrmann, Karl Gerhardt, Benjamin Kalisch, Silvio Naumann