Originalpremiere: 1973
FSK 6
Völlig unerwartet kommt der Fortschritt über den Eisenbahner Platow. Seit Jahr und Tag schiebt er Dienst auf dem Bahnhof Luege, jetzt soll sein Schrankenwärterplatz der neuen Technik zum Opfer fallen. Mit seinen 57 Jahren könnte Platow auf einer Nebenstrecke bequem die Zeit bis zur Rente überbrücken. Als sein Sohn Georg die Einladung zu einem Qualifizierungslehrgang entschieden zurückweist, fasst Vater Platow einen ungewöhnlichen Entschluss: Er gibt sich als der zwanzig Jahre jüngere Sohn aus und drückt an dessen Stelle die Schulbank. Am schnellsten gelingt Platow die körperliche Wandlung, den neuen Lehrstoff muss er sich hingegen mit allerlei Tricks und Kniffen aneignen. Platows bisheriges Leben steht so sehr Kopf, dass er sich sogar in die junge Frau Malvine verliebt. Doch in Dozent Schildt erwächst ihm ein gefährlicher Nebenbuhler. In zumindest einem Bereich zeigt Platow dem Jüngeren erfolgreich, was eine Harke ist. Regisseur Siegfried Kühn beobachtet soziale Zusammenhänge genau, seine Sicht der Wirklichkeit vermittelt er mit grotesken Elementen der Überhöhung, einer speziellen FarbSchwarzWeißDramaturgie, ergänzt von der Rockmusik der "Puhdys". Für die Rolle des störrischen Eigenbrötlers Platow fand Kühn mit Fritz Marquardt für seinen Titelhelden die ideale Besetzung. Bis in die Nebenrollen ist der Film mit einem starken Ensemble besetzt, so sind u. a. Jürgen Holtz, Volkmar Kleinert, Margit Bendokat, CarmenMaja Antoni, Hermann Beyer und Rolf Hoppe zu sehen. Als DDRGesellschaftssatire hatte es dieser poetischsubversive Film schwer: Kaum drei Monate nach "Die Legende von Paul und Paula" startete die feinsinnige Filmerzählung still und leise - ohne Premiere und ohne Rezensionen, ausschließlich in kleinen StudioKinos. Unter dem Titel "DEFA 75" blickt das rbb Fernsehen vom 11. Mai bis 17. Mai 2021 mit insgesamt 23 Spielfilmklassikern, Dokumentationen und Kinder und Märchenfilmen auf die ostdeutsche Filmgeschichte zurück. 39 20. Woche...
(rbb)