Originalpremiere: 1964
FSK 16
Die Millionärin Karla Zachanassian kehrt nach 20 Jahren in ihre heruntergekommene Heimatstadt Güllen zurück. Die Bewohner empfangen sie mit großem Pomp, erhoffen sie sich doch von ihr finanzielle Hilfe. Karla ist auch bereit, eine hohe Summe zu spenden - unter einer Bedingung: Serge Miller, den sie als 17-Jährige geliebt hat, der sie aber, nachdem sie schwanger wurde, verleugnet und als Hure diffamiert hat, soll getötet werden. Die Rachepläne der schönen, tief verletzten Frau gehen auf. Die Millionärin Karla Zachanassian (Ingrid Bergman), durch Heirat zu einer der reichsten Frauen der Welt avanciert, hat nach 20 Jahren Abwesenheit ihren Besuch in Güllen, einer Stadt irgendwo auf dem Balkan, angekündigt. Die Bewohner der heruntergekommenen Kleinstadt, allen voran der Bürgermeister (Ernst Schröder), erhoffen sich finanzielle Unterstützung von der früheren Tochter der Stadt, die, so munkelt man, auch noch alte Gefühle für ihren damaligen Schwarm, den Lebensmittelhändler Serge Miller (Anthony Quinn), hegen dürfte. Er vor allem soll Karla umschmeicheln und sie zu einer Spende für die Stadt, in der alle Industriebetriebe nach und nach geschlossen wurden, überreden. Alles lässt sich gut an - bis Klara nach der hymnischen Rede des Bürgermeisters zum abendlichen Empfang ebenso selbstbewusst wie kühl klarstellt, dass keines seiner Worte wahr sei. In ihrer Ansprache kehrt sie von den "edlen Lügen zur Wirklichkeit" zurück. So war ihr Vater kein Architekt, sondern ein alkoholkranker Maurer und der Lehrer habe sie jeden Tag kräftig geschlagen. Aber sie weiß, dass Güllen Geld braucht und sei bereit, zwei Millionen zu zahlen - jeweils eine für die Stadtverwaltung, die zweite aufgeteilt für die Bewohner. Allerdings hat sie eine Bedingung: Sie zahlt nur, wenn Serge Miller, der Mann, den sie einst liebte, getötet wird. Er hat gewissenlos ihr Leben zerstört, als er vor 20 Jahren vor Gericht seine Vaterschaft am gemeinsamen Kind verleugnet und sie mit zwei gekauften Zeugen der Hurerei bezichtigt hat. Entehrt und verarmt wurde Karla nach der Geburt das Kind genommen, das wenig später starb, und sie in die Prostitution getrieben. Dank der Heirat mit ihrem Kunden Zachanassian wurde sie zur reichen Frau, aber nie glücklich. Sie hat sich Rache geschworen und all die Jahre damit zugebracht, um mit Hilfe ihres Vermögens Vorbereitungen zu treffen, um einst Gerechtigkeit einfordern zu können. Nun ist dieser Zeitpunkt gekommen, und Karla Zachanassian setzt nun eiskalt, präzise und gnadenlos ihren Plan um. Sie weiß, wie man Menschen mit Geld kaufen kann, wie schnell diese dabei ihre Moral über Bord werfen, wie leicht es geht, dass einer zum alleinigen Sündenbock wird. Bernhard Wickies eindrucksvolle Verfilmung basiert auf Friedrich Dürrenmatts berühmtem Bühnenstück "Der Besuch der alten Dame", das menschliche Gier und Verführbarkeit thematisiert. Wicki machte aus der grotesken Tragikomödie ein realistisches Drama, änderte das Ende und verjüngte die Helden. Das MDR FERNSEHEN will mit "Der Besuch" an Ingrid Bergman erinnern, deren Geburtstag sich am 29. August zum 100. Mal jährt. Sie war einer "der leuchtendsten Stars in der Filmgeschichte" (Cinema-Film-Lexikon), bei ihr paarte sich außergewöhnliche Schönheit mit Talent und einer starken Persönlichkeit. Ihr erster Hollywoodfilm "Intermezzo" (1939) machte sie über Nacht berühmt, mit "Casablanca" (1942) schrieb sie Filmgeschichte, es folgte die Zusammenarbeit mit Hitchcock. Einen ungeheuren Skandal provozierte sie, als sie 1950 ihren Mann und ihre Tochter verließ, um den italienischen Regisseur Roberto Rossellini zu heiraten. 1956 kehrte sie nach Hollywood zurück, wurde in Gnaden wieder aufgenommen und drehte weitere sehr erfolgreiche Filme, u.a. "Anastasia" (1956), für den sie ihren zweiten Oscar bekam.
(MDR)