Am 21. April 2002 ging eine Schockwelle durch Frankreich. Bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen hatten sich überdurchschnittlich viele Franzosen entweder der Stimme enthalten oder - wie der hohe Stimmanteil für Le Pen zeigt - in einem radikalen Votum Zuflucht gesucht. Beide Haltungen sind Ausdruck des schwindenden Vertrauens in die staatlichen Institutionen. Seitdem steht die Rolle des Staates im Zentrum der Debatten - und dies in einer Zeit, in der sich die Zentren der Macht zunehmend nach Europa und gleichzeitig in die Regionen verlagern. Jean-Michel Meurice und Christian Dauriac nehmen die Schließung des französischen Stahlunternehmens Metaleurop der Schweizer Glencore-Gruppe im Frühjahr 2003 zum Ausgangspunkt ihrer Untersuchung. Die Begegnung mit entlassenen Arbeitern und den lokalen, regionalen, staatlichen und europäischen Akteuren dieses industriellen und menschlichen Fiaskos zeigen die Abhängigkeit individueller Schicksale von kollektiven Entscheidungen. Der Dokumentarfilm geht der Frage nach, was überhaupt noch in der Macht eines Staates steht, spannt den Bogen vom Unternehmen Metaleurop, das zügelloser Globalisierung zum Opfer gefallen ist, über die sich zur Industriewüste entwickelnde Region Nord-Pas-de-Calais, die sich von der Zentralregierung vernachlässigt fühlt, bis hin zum neuen Bezugsrahmen Europa. Staatsreformen, Regionalisierung, Neuverteilung der Zuständigkeiten und der Mittel, öffentlicher Dienst, Abbau sozialer Ungleichheiten und Wachstum werden Teil der Alltagsängste aufgrund von Arbeitslosigkeit, Bildungsmisere und Rentenproblemen.
(arte)
Länge: ca. 90 min.
Deutsche TV-Premiere: 02.02.2004 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Jean-Michel Meurice, Christian Dauriac