Warschau, 1944: Der Aufstand der polnischen Heimatarmee gegen die deutsche Besatzungsmacht ist gescheitert, die Tage der Widerständler sind gezählt. Leutnant Zadra und seine Kompanie sind die letzten Überlebenden, und doch sind sie so gut wie tot. Die Stadt ist umzingelt von deutschen Soldaten, die nur darauf warten, die Widerständigen ohne Erbarmen zur Strecke zu bringen. Dabei besteht Zadras Kompanie keineswegs nur aus Soldaten, sondern auch zwei junge Frauen, ein kleiner Junge und ein verträumter Künstler befinden sich unter ihnen.Trotz der aussichtslosen Lage ist die Gruppe rund um Leutnant Zadra fest entschlossen, die Stellung zu halten und sich ihrem Schicksal würdevoll und in Freiheit zu beugen. Doch dann erhält er den Befehl, seine Kompanie unterirdisch ins Zentrum der Stadt zu führen. Zunächst zögert der Offizier, weil er nicht wie die Ratten durch den Kanal kriechen will; schließlich ist ihm das Überleben der eigenen Leute aber wichtiger, und die Gruppe mit ihren unterschiedlichen Charakteren begibt sich wider Willen auf die Flucht durch das Abwassersystem.Dort unten in der dunklen, stinkenden Kanalisation trennen sich allerdings die Wege der Gefährten. Eine junge Schmugglerin, die sich in den unterirdischen Gängen der Stadt auskennt, und der verletzte Korab, der Gefühle für die blonde Schönheit entwickelt, verlieren die Gruppe schnell aus den Augen. Auch Halinka und der Soldat Madry, die kurz zuvor eine Affäre begonnen haben, bleiben mit dem Komponisten Michal hinter der Gruppe zurück. Und die übrige Truppe rund um Leutnant Zadra hat ebenfalls mit dem ätzenden Gestank, dem fehlenden Sauerstoff und der bedrohlichen Dunkelheit im Kanal zu kämpfen.
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Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte von Jerzy Stefan Stawinski, der den Warschauer Aufstand selbst miterlebt hat. Bis dato war es im stalinistischen Polen verboten, Filme über den Warschauer Aufstand zu drehen, da man eine künftige West-Orientierung befürchtete. Die Genehmigung erhielt der Film einerseits aufgrund der Tatsache, dass die dafür zuständige Kommission zum Teil aus ehemaligen Mitstreitern des Aufstands bestand, vor allem aber deshalb, weil im Film nicht der Aufstand selbst, sondern die ergreifenden Einzelschicksale der Beteiligten zum Thema gemacht werden. "Der Kanal" wurde 1957 in Cannes mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.
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Länge: ca. 94 min.
Deutscher Kinostart: 25.07.1958
Original-Kinostart: 20.04.1957 (PL)
FSK 16
Cast & Crew
- Regie: Andrzej Wajda
- Drehbuch: Roman Mann, Halina Krzyżanowska, Roman Wolyniec
- Produktion: Zespól Filmowy "Kadr"
- Musik: Jan Krenz, Józef Bartczak
- Kamera: Jerzy Lipmann
- Schnitt: Halina Nawrocka
- Kostüme: Jerzy Szeski