Philipp Guston (1913-1980) gilt zusammen mit Jackson Pollock, Willem de Kooning und Mark Rothko als einer der bedeutendsten Vertreter des Abstrakten Expressionismus. Erschüttert vom Holocaust und als Zeitzeuge des Vietnamkriegs brach er jedoch Mitte der 60er Jahre mit der Abstraktion und brachte als Erster die Figur zurück in die Nachkriegsmalerei. Die damalige Kunstwelt verzieh ihm den "Verrat" am "Reinheitsgebot" der Abstraktion nicht. Heute wird Guston als Pionier der figürlichen Malerei gefeiert und seine Bilder erzielen Millionenpreise. Bis heute sorgt er für Aufruhr und Debatten, zuletzt 2020, als vier namhafte Museen seine große internationale Retrospektive verschoben. Sie befürchteten angesichts der Ermordung von George Floyd und der Black-Lives-Matter-Bewegung massive Proteste gegen Gustons Bilderserie, die er Ende der 60er Jahre begann: verrückte, cartoonhafte, zigarrenrauchende Ku-Klux-Klan-Figuren in weißen Kapuzen. Eine seiner Kapuzenfiguren steht vor einer Staffelei und malt ein Selbstporträt. Guston fragte sich: "Wie wäre es, böse zu sein?" In der Dokumentation äußert sich der amerikanische Comicautor Art Spiegelman über Gustons Liebe für "Krazy Kat"-Comics sowie die Aktualität von Gustons Kapuzenfiguren angesichts des ansteigenden Rassismus weltweit. Der afroamerikanische Künstler Glenn Ligon spricht über die Polemik um die Verschiebung der Retrospektive. Mit Gustons Tochter Musa Mayer entdeckt die Dokumentation den Rückzugsort des Künstlers, das Studio und Wohnhaus in Woodstock. Der britische Kurator Mark Godfrey ordnet Gustons Werk in einen größeren kunsthistorischen Kontext ein.
(arte)
Länge: ca. 53 min.
Deutsche TV-Premiere: 08.10.2023 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Marion Kollbach