Originalpremiere: 2003
FSK 12
Ein Vater wandert mit seinem elfjährigen Sohn ohne Geld durch die Weiten Russlands und der Ukraine nach Süden. Ihr Ziel ist Koktebel, eine Stadt am Schwarzen Meer, wo die Schwester des Mannes wohnt. Hinter ihnen liegt die Stadt Moskau, in der der Vater, ein Ingenieur, der früher Flugzeuge baute, nach dem Tod seiner Frau zu trinken begann und alles verlor. Nun rührt er keinen Alkohol mehr an und kümmert sich so um seinen Sohn, wie er sich das immer vorgenommen hatte. Auf ihrer Reise sind die beiden auf die Hilfe von Mitmenschen angewiesen. Wenn es gut geht, gibt es einen warmen, trockenen Ort zum Schlafen und ein Abendessen. Der Vater nimmt unterwegs Gelegenheitsjobs an. Bei einem exzentrischen alten Mann ist das Dach zu reparieren, und so kommen Vater und Sohn in dessen Haus unter. Mit Sorge beobachtet der Junge, dass der Vater wieder zu trinken beginnt. Einige Tage später, nach einer durchzechten Nacht, behauptet der Alte plötzlich, er sei von dem Vater bestohlen worden. Der Streit eskaliert; der Vater wird von dem Alten angeschossen. Vater und Sohn fliehen. In einem nahe gelegenen Dorf finden sie bei der allein stehenden Ärztin Xenia Unterschlupf. Xenia pflegt den Verletzten, und zwischen den beiden entwickelt sich eine Beziehung. Der Sohn ist eifersüchtig und wartet unruhig darauf, dass die Reise weitergeht. Er denkt an das Meer und an die Segelflieger in Koktebel, von denen ihm der Vater erzählt hat. Als der Vater endlich zugibt, dass er auch noch den Winter bei Xenia verbringen will, macht sich der Sohn heimlich allein auf den Weg. Ein Lastwagenfahrer nimmt ihn mit nach Koktebel, in die Stadt, über der immer der Wind weht. Mit "Der Weg nach Koktebel" drehten zwei junge russische Regisseure ihren Debütspielfilm: der Filmkritiker Boris Chlebnikow, Filmtheorieabsolvent der staatlichen Filmschule WGIK, und Alexej Popogrebskij, der an der Moskauer Staatsuniversität ein Psychologiestudium absolvierte. Ihre Vater-Sohn-Geschichte erzählen sie als ungewöhnliches Roadmovie mit wenig Dialog. Nach dem Spezialpreis der Jury beim Festival in Moskau 2003 und dem Philip-Morris-Preis in Karlovy Vary gewann der Film 2004 den Hauptpreis beim Wiesbadener Filmfestival "goEast" für seine "erfrischende Emotionalität, die eine künstlerische Tradition des menschlichen Geschichtenerzählens neu belebt." Der Film lebt auch von der Intensität und Präsenz seiner Darsteller, vor allem des jungen Gleb Puskepalis, den der russische Botschafter aus Bonn bei der "goEast"-Preisverleihung mit einem spontan selbst gestifteten Sonderpreis auszeichnete.
(3sat)