Die sensible Mia und die eiskalte Nicole haben ein gemeinsames Problem: Guy, Mias Ehemann, Nicoles Geliebter. Zusammen entledigen sie sich ihm. Doch die Leiche verschwindet mysteriöserweise. Das spannende Remake des französischen Klassikers "Die Teuflischen" von Henri-Georges Clouzot (1954) besticht durch sein herausragendes weibliches Protagonistentrio, seine beklemmend-ahnungsvolle Atmosphäre und psychologische Ausarbeitung. Die ehemalige Nonne und Französischlehrerin Mia Baran leitet zusammen mit ihrem Mann Guy das Jungeninternat St. Anselm, das in den malerischen Appalachen im US-Staat Pennsylvania liegt. Obwohl die renommierte Schule seiner Frau gehört, führt sich Guy wie der uneingeschränkte Herr im Haus auf und erfreut sich daran, seine Frau zu demütigen und vor dem Kollegium und den Schülern herabzusetzen. Mia scheint die selbstherrlichen Allüren ihres Mannes hinzunehmen, in gewisser Weise sogar Gefallen daran zu finden, und ist selbst dann nicht weiter irritiert, als er bei einem ihrer gefährlichen Herzanfälle keinen Finger rührt. Auch seine allerorts bekannte Affäre mit der attraktiven und selbstsicheren Mathematiklehrerin Nicole beeindruckt sie offenbar wenig. Umso mehr ist seine Geliebte Nicole von seiner Verlogenheit und seinem unverhohlenen Egoismus angewidert und überredet Mia schließlich, Guy gemeinsam zu ermorden. Alles verläuft nach Plan: Mia kann Guy zu sich locken, verabreicht ihm ein Schlafmittel und ertränkt ihn mit Hilfe der herbei eilenden Nicole in der Badewanne. Gemeinsam versenken sie am folgenden Tag die Leiche im brackigen Wasser des Internat-Schwimmbeckens. Voll Ungeduld wartet Mia nun darauf, dass der verwesende Körper an der Wasseroberfläche erscheint. Aber weit gefehlt: Selbst als das Wasser aus dem Pool gelassen wird, ist weit und breit nichts von einer Leiche zu sehen. Als der angrenzende Fluss einen toten Mann an seine Ufer spült, schaltet sich die beherzte Privatdetektivin Shirley Vogel ein, die von dem Fall fasziniert ist. Bald stellt sich heraus, der Tote aus dem Fluss ist nicht der Gesuchte, und es bleibt dabei: Die Leiche von Guy ist unauffindbar. Erste Zweifel plagen die schwer herzkranke Mia: Ist Guy wirklich tot? Der Badevorhang, in dem die Leiche eingewickelt war, hängt plötzlich in ihrem Zimmer, so auch der gereinigte Anzug des Getöteten. Mia ist mit ihren Nerven am Ende, da erscheint Guy plötzlich leibhaftig. Es ist ein feministischer Thriller oder auch ein raffiniert strukturierter Kriminalfilm. Drehbuchautor Dan Roos hat sich unter anderem mit "Weiblich, ledig, jung sucht" (1991) einen Namen gemacht. Das Remake hält sich in weiten Teilen an seine berühmte Vorlage, fügt aber homoerotische Zwischentöne hinzu und wählt ein versöhnliches Ende. Die psychologisch fein ziselierte Dreiecksgeschichte steht seinem Vorgänger in nichts nach. Sharon Stone brilliert in der Rolle der durchtrieben-unterkühlten und schönen Geliebten, die sich die Schwächen der anderen zu Nutze zu machen weiß. Kongenial an ihrer Seite mimt die französische Leinwandikone Isabelle Adjani, bekannt aus Filmen wie "Ein mörderischer Sommer" (1982), "Subway" (1985) und "Camille Claudel" (1988) die ambivalente Komplizin. Mit "engelsgleicher Transparenz" spielt sie die zerbrechlich-herzkranke und gedemütigte Ehefrau, die ihrem Mann in masochistischer Abhängigkeit ergeben ist. Oscar-Preisträgerin Kathy Bates ("Misery") als hemdsärmelige Detektivin komplettiert das kraftvolle Schauspielerinnenensemble. Auch die vorzügliche Kamera-Arbeit von Peter James soll erwähnt sein, die mit ihren düsteren Bildern durch den Irrgarten des burgenhaften Internatskomplexes führt und eine Atmosphäre der Bedrohung und des Verrats evoziert.
(3sat)
Länge: ca. 104 min.
Deutscher Kinostart: 23.05.1996
Original-Kinostart: 22.03.1996 (USA)
FSK 16
Cast & Crew
- Regie: Jeremiah S. Chechik
- Drehbuch: Don Roos
- Produktion: James G. Robinson, Marvin Worth, Gary Barber, Chuck Binder, Jerry Offsay, Bill Todman Jr., Gary Daigler, Jody Levin, Morgan Creek Productions, Marvin Worth Productions
- Musik: Randy Edelman
- Kamera: Peter James, Dennis Bradford
- Schnitt: Carol Littleton
- Szenenbild: Michael Seirton
- Maske: Linda Boykin-Williams
- Regieassistenz: Nancy Blewer, K.C. Colwell, Stephen Lee Davis, Leslie Dilley
- Ton: Bill W. Benton
- Spezialeffekte: Michael E. Doyle
- Stunts: Danny Aiello III