Als das NDR Team im April 2005 die ersten Bilder für eine Dokumentation über den Bau der Elbphilharmonie in Hamburg drehte, gingen alle noch davon aus, dass der Konzertsaal nach spätestens vier Jahren fertiggestellt sein würde. Aber: Es ist eine der längsten Filmproduktionen in der Geschichte des NDR Fernsehens geworden. Über einen Zeitraum von elfeinhalb Jahren wird in diesem Film die größte Baustelle Hamburgs durch alle Höhen und Tiefen dokumentiert. So exklusiv, hautnah und kontinuierlich wie kein anderes Medium begleitete der NDR den gesamten Entstehungsprozess des Jahrhundertbauwerks, von den ersten Planskizzen bis zur Eröffnung der sogenannten Plaza. Das Team hatte Zugang in alle Winkel und Ecken und verfolgte die Produktion besonders charakteristischer Elemente der Elbphilharmonie. Beispielsweise mussten die gebogenen Fassadenscheiben zwischen vier verschiedenen Produktionsorten in Europa hin- und hergefahren werden, weil nur hochspezialisierte Firmen die besonderen technischen Herausforderungen bewältigen konnten. Exklusive Bilder vom Biegen der Fassadenfenster offenbaren, wie viel Detailverliebtheit, Ingenieurswissen und Wahnsinn in dem Gesamtkunstwerk Elbphilharmonie steckt. Einer der besten Konzertsäle der Welt soll in der Hafencity entstehen. Der Film zeigt den immensen Aufwand, der für das optimale Klangerlebnis betrieben wird: von der Federlagerung des gesamten Konzertsaals bis zu den Akustiktests im riesigen 1:10-Modell und letzten akustikbedingten Änderungen am Bezug der Stühle. Ganze Heerscharen von Arbeitern haben an und in dem Jahrhundertbau vollen Einsatz gezeigt. Vier von ihnen erzählen stellvertretend ihre Geschichte. Mitte der 1960er-Jahre war Horst Röschen Stellenleiter im Kaispeicher A, damals der größte und modernste Speicher im Hafen, heute der Backsteinsockel für die gläserne Welle. 2007 war Roman Risse mit seinem Abrissbagger einer der Ersten auf der Baustelle, denn der historische Speicher musste komplett entkernt werden. Jahre später kämpfte Stahlbauer Karsten "Kurt" Masuhr in 100 Metern Höhe mit der hochkomplizierten Dachkonstruktion. Und auf der neuen Plaza stand die junge Bauleiterin Stefanie Overhoff mächtig unter Zeitdruck. Spektakuläre Aufnahmen aus drei Zeitrafferkameras, die über zehn Jahre lang fest installiert fast acht Millionen Einzelbilder produziert haben, liefern einen atemberaubenden Schnelldurchlauf des wachsenden Gebäudes bei Hitze und Schnee, bei Nebel und Sturmflut: Im Film dauert es vom ersten Spatenstich bis zur Vollendung nur knapp fünf Minuten. In Wahrheit zogen sich die Arbeiten bekanntlich wesentlich länger hin. Die Elbphilharmonie wurde zum Sinnbild für astronomische Kostensteigerung und Fehlplanung öffentlicher Bauten. Der Film vollzieht die Chronique scandaleuse verständlich nach. Auch während des Baustopps wurde auf der Baustelle gedreht und natürlich beim Parlamentarischen Untersuchungsausschuss. All die Ernüchterung während der Krisenzeiten verfliegt aber angesichts des nun fertiggestellten Gebäudes schnell: Die Elbphilharmonie vermag wieder denselben Enthusiasmus auszulösen, der die Menschen in Hamburg in den frühen Planungszeiten schon ergriffen hatte. Es ist tatsächlich ein Wahrzeichen in der Freien und Hansestadt entstanden, das wie die Sydney Opera, der Eiffelturm oder das Bilbao Museum für eine ganze Stadt, vielleicht für ein ganzes Land steht.
(NDR)
Länge: ca. 60 min.
Deutsche TV-Premiere: 04.11.2016 (NDR)
Cast & Crew
- Regie: Annette Schmaltz
- Drehbuch: Thorsten Mack, Karsten Wohlrab
- Musik: Oliver Heuss
- Schnitt: Maike Ringel