Originalpremiere: 23.05.1998
21.01.1999
FSK 12
Wieder einmal heißt Angelopoulos' Hauptfigur Alexander, und diesmal ist es Bruno Ganz, der den stellvertretenden Fundamental-Melancholiker gibt. Er hat, nicht sehr alt, aber todkrank, nur noch einen Tag in Freiheit, bevor er sich auf die letzte Reise ins Krankenhaus begibt. Der Film folgt ihm durch diesen Tag, den er vorsichtig als Aufbruch deklariert: Wir erleben den Abschied von seiner sehr nüchternen Tochter, von seiner gutherzigen Haushälterin, von seiner verwirrten Mutter, von der Stadt und seinem schon zum Abriss bestimmten Haus. In seinen stärksten Sequenzen blickt der Film - mühelos zwischen Zeiten und Räumen springend - zurück in eine Sonnen beschienene Vergangenheit, deren Zeuge dieser Alexander war: ein Wintermantelmann im Hochsommer, ein Schriftsteller, der sein Leben ganz den Wörtern widmete und sich nun, lange schon allein, den Schmerz der lange schon toten Ehefrau über seine ewige Abwesenheit herbeihalluziniert. Nur einen Tag, den aber ganz, hätte sie von ihm haben wollen - und nun scheint es eben jener, sein letzter zu sein. Wie sie, die blühende Schönheit, in den Rückblenden diesen Moribunden ins Leben zu locken trachtet, wie ihre schon gealterte Stimme ihm dann das Verschwinden aus dieser Welt erleichtert - das ist großes, bewegendes, fast möchte man sagen: überzeitliches Kino.
(arte)