Ein kleiner gebogener Knochen aus einem Mumienbündel bringt Licht in die Geschichte: Vor mehr als 2.000 Jahren wurde ein Affe in einer Tempelnische gehalten, ohne Licht und mit unzureichender Ernährung. Ort des Geschehens: Ägypten, das Land der Pharaonen. Für den belgischen Zooarchäologen Joris Peters von der Universität München will das so gar nicht in das Bild der Hochkultur am Nil passen. Keine andere antike Kultur hatte eine so facettenreiche und intensive Beziehung zur Tierwelt wie die der Alten Ägypter. In deren religiösen Vorstellung spielte das Tier von Anbeginn eine zentrale Rolle. Es verkörperte die guten wie die bösen Kräfte des Universums, die Manifestation der Götter und Dämonen. So konnte sich Hathor, die Schöpfergöttin, in einer Kuh inkarnieren, der Schreibergott Thot hatte die Gestalt eines Ibis oder eines Pavians, Anubis, Herr des Totenreichs, erscheint mit dem Kopf eines Schakals, und ein heiliger Apis-Stier bekam ein Begräbnis wie ein Pharao. Die Gründe, welche Tiere Gottheiten verkörperten und welche nicht, waren so vielfältig wie die Tiere selbst. Die giftige Kobra und das im Nil lauernde Krokodil wurden verehrt, um ihre Gefährlichkeit zu bannen, der sonnenbadende Pavian begrüßte in der Vorstellung der Ägypter den Sonnengott Ra, und der Heilige Skarabäus galt als Symbol der Wiedergeburt, weil aus seiner Dungkugel - Symbol der lebenspendenden Sonne - lauter kleine Käfer schlüpften. In den Katakomben von Tuna el Gebel in Mittelägypten stoßen der Wissenschaftler Joris Peters und sein Team auf Millionen Mumien von Ibissen, Falken und Pavianen. Alles deutet darauf hin, dass sich hier in den späten Jahrhunderten des Ägyptischen Reiches eine regelrechte Mumienindustrie entwickelt hat. Wurden die Tiere gequält, womöglich sogar getötet - im Dienste der Priester? In den engen, einsturzgefährdeten Gängen von Tuna el Gebel suchen die Wissenschaftler nach Antworten. In atmosphärisch dichten Bildern dringt der Film tief in die Kultur des Alten Ägyptens ein und beschreibt eine der ungewöhlichsten Beziehungen zwischen Mensch und Tier, die es je gab.
(hr-fernsehen)
Länge: ca. 45 min.
Deutsche TV-Premiere: 15.02.2006 (NDR)
gezeigt bei: Abenteuer Wildnis (D, 2014)
Cast & Crew
- Regie: Michael Sutor
- Drehbuch: Michael Sutor