"Die letzte Familie" zeichnet das Leben des polnischen Malers Zdzisław Beksiński von 1977 bis 2005 nach. Doch nicht der erfolgreiche Maler selbst steht im Fokus, sondern seine Familie. Zdzisław und Zofia leben mit Mutter und Schwiegermutter in einer Warschauer Plattenbauwohnung, welche die Ästhetik des Films in grauen, dunklen Farben prägt. Nur selten verlässt Beksiński die Wohnung, etwa um nach seinem suizidalen Sohn im Wohnblock gegenüber zu schauen oder ihn nach einem seiner gescheiterten Selbstmordversuche im Krankenhaus abzuholen. Die Eltern atmen kurz auf, als Tomasz anfängt, mit jungen Frauen auszugehen, und eine Karriere als Radiomoderator und Übersetzer beginnt. Doch seine Gewaltausbrüche und Selbstmorddrohungen kommen wieder und bringen besonders Zofia, die fromme Katholikin und traditionell fürsorgende Mutter, an ihre Grenzen.Man glaubt den Zorn und die Wut über das Leben, die durch den Körper des jungen Mannes hindurchfahren, wahrhaftig zu sehen, wenn Tomasz getrieben durch die Wohnung stürmt, Küchenregale aus der Wand reißt und ähnlich einem kleinen Kind auf die Trümmer springt, die Arme hoch in die Luft reißt.Sein Vater steht wie unbeteiligt daneben und filmt mit einer Kamera, die er von der Familie zu Weihnachten bekommen hat. Einem Videotagebuch gleich dokumentiert er den gewöhnlichen wie außergewöhnlichen Alltag der Familie: sich selbst beim Malen, klassische Musik hörend; die Besuche eines Pariser Galeristen und die langsam entstehende Freundschaft zwischen den Männern; Zofia, die fürsorgliche Frau und Mutter, die es immer allen recht machen muss, bis sie eine furchtbare Diagnose bekommt; der tobende Sohn; die im Sterben liegende Mutter. So entfaltet sich die Chronik der Künstlerfamilie über 28 Jahre. "Die letzte Familie" basiert auf den Videoaufnahmen und Aufzeichnungen, die der polnische Maler hinterlassen hat.
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"Die letzte Familie" feierte seine internationale Premiere 2016 im Hauptwettbewerb des 69. Locarno Film Festival in der Schweiz. Dort gewann Andrzej Seweryn für seine Rolle als Zdzisław Beksiński den Preis für den besten Darsteller. Ebenso eindrucksvoll ist das entgrenzte Spiel von Dawid Ogrodnik als Tomasz. Der polnische Regisseur Jan P. Matuszynski, geboren im Jahr 1984, produzierte und führte zuvor bei Dokumentarfilmen Regie. "Die letzte Familie" ist sein Spielfilmdebüt. Sein neuester Film "Żeby nie było śladów" (Keine Spuren hinterlassen), der zur Zeit des Kriegsrechts spielt, ist eine ARTE-Koproduktion.
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Länge: ca. 116 min.
Original-Kinostart: 30.09.2016 (PL)
Deutsche TV-Premiere: 07.07.2021 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Jan P. Matuszyński
- Drehbuch: Robert Bolesto
- Produktion: Leszek Bodzak, Aneta Cebula-Hickinbotham, Aurum Film, HBO Europe, Mazowiecki Fundusz Filmowy, Lightcraft, Universal Music Polska
- Musik: Atanas Valkov
- Kamera: Kacper Fertacz
- Schnitt: Przemysław Chruścielewski