Obdachlose sind überall, aber unsichtbar. Verlierer. Gescheitert, schmutzig, betrunken. Sie leben auf der Straße und besitzen nichts, können nichts vorzeigen. Nichts was gesellschaftlichen Status sichtbar macht. Nichts was ihrer Persönlichkeit, über ihren Anblick hinaus, Ausdruck verleihen würde. So das gängige Bild von Menschen, die man lieber übersieht, als sie von Angesicht zu Angesicht wahrzunehmen. Dies war der Ausgangspunkt für unseren Film, der eine ganz andere Seite dieser Menschen zeigt. Der Film porträtiert Matze, Elvis, Filzlaus und Sergio als Persönlichkeiten und Überlebenskünstler, von denen man lernen kann. Was sie erlebt und überlebt haben, was sie vom Leben wissen und wie erfindungsreich sie sich organisieren, macht ihnen so leicht niemand nach. Um ihre Geschichten zu erfahren, verfolgten wir eine besondere Strategie: Wir konzentrierten uns auf die Gegenstände, die die Protagonisten bei sich trugen. Die Objekte, die wir dabei entdeckten, waren mit Emotionen und Erinnerungen aufgeladen. Es sind Fragmente und Bruchstücke ihrer Lebensgeschichten. Wir wollten, dass unsere Protagonisten für eine Nacht in einem anderen Licht dastehen. Deshalb haben sie sich für die Dauer einer Nacht, in ihre Schlafplätze verwandelt. Wir gingen von den vorhandenen Gegenständen und ihren Geschichten aus und schufen einen neuen Raum. Dort, wo unsere Helden Schutz suchen, an ihrem Lagerplatz, entstanden individuelle Kompositionen, wie Bühnenkulissen oder Vitrinen eines Museums. Das bisher Gehörte und Gesehene wird überhöht und dadurch anschaulich. Ein Bild der Innenwelt entsteht. Wir eröffnen einen poetischen, Erlebnisraum für unsere Zuschauer, der Platz freimacht zur individuellen Auseinandersetzung mit unseren Helden.
(WDR)
Länge: ca. 77 min.
Deutsche TV-Premiere: 23.09.2019 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Johanna Sunder-Plassmann, Tama Tobias-Macht
- Drehbuch: Johanna Sunder-Plassmann, Tama Tobias-Macht
- Produktion: Titus Kreyenberg, Unafilm
- Produktionsauftrag: WDR
- Kamera: Sophie Maintigneux
- Distribution: RealFiction