Als East Palace, West Palace bezeichnen die Homosexuellen Pekings einen ihrer wenigen Treffpunkte, die östlich und westlich vom Tian’anmen-Platz im Park der Verbotenen Stadt gelegenen öffentlichen Toiletten. Die Polizei führt dort allabendlich Razzien durch, bei denen sie die Homosexuellen beim Cruising aufspürt, sie erniedrigt oder dazu zwingt, sich selbst zu erniedrigen. Eines Abends erwischt der Polizist Shi Xiaohua dort den jungen Schriftsteller A-Lan beim Cruising. Der zeigt sich nicht reumütig, wie es üblich ist. Stattdessen stellt er provokant seine Homosexualität zur Schau, indem er den Polizisten auf die Wange küsst, bevor er vor ihm flieht. Wenige Tage danach erhält Shi ein Buch mit einer Widmung, und ihm ist klar, wer es ihm geschickt hat. Einige Nächte später begegnen sich die beiden erneut. Dieses Mal nimmt der Polizist A-Lan mit auf die Wache, um ihn einem Verhör zu unterziehen, das die ganze Nacht dauern wird. Schnell zeigt sich, dass mehr als bloßer Ermittlungseifer ihn dazu veranlasste. Bereitwillig erzählt A-Lan Geschichten aus seinem Leben, die als Rückblenden eingeschoben werden. Shi verlangt mehr zu wissen, es wird deutlich, dass ihn eine eigene, unterschwellig homoerotische Neugier treibt, wie ebenso A-Lan offenkundig Gefallen an seinem Peinger findet. So wird das Verhör wird zum sadomasochistischen Kammerspiel um Sexualität und Macht, unterdrücktes Verlangen und die Kunst des Verführens, vergleichbar mit einem Drama Jean Genets. Die anfangs scheinbar festgelegten Machtverhältnisse verschieben sich mit dem Fortschreiten der Handlung zusehends. Liegt die Macht beim Herrschenden oder bei dem, der sich widersetzt – beim Verführer oder bei dem, der widersteht?...
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Weiterer Titel: East Palace, West Palace
Länge: ca. 90 min.
Deutscher Kinostart: 09.07.1998
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Zhang Yuan
- Drehbuch: Wang Xiaobo, Zhang Yuan
- Produktion: Christophe Jung, Christophe Ménager, Zhang Yuan, Willy Tsao
- Musik: Min Xiang, Xiang Min
- Kamera: Zhang Jian
- Schnitt: Vincent Lévy