Deutsche TV-Premiere: 14.05.2016 (3sat)
Das "Starke Stück" vom Theatertreffen präsentiert die Schlüsselszenen aus Theodor Fontanes Klassiker mit viel Humor und Gesang. Eine Inszenierung des Hamburger Schauspielhauses. Aus einem völlig durchgedrehten Tonstudio in den 1970er Jahren soll Fontanes bürgerlicher Kummer-Roman "Effi Briest" über den Äther gehen. Aber wie der Titel schon sagt "mit anderem Text und auch anderer Melodie". Dem Regie-Duo Clemens Sienknecht und Barabra Bürk ist am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg eine einzigartige Mischung aus Theater, Radio-Show und Liederabend gelungen, die schon nach kürzester Zeit beim Publikum Kultstatus erlangte. Es geht in Fontanes Stück um die jung verheiratete und von ihrem Mann dominierte Effi, die sich in den schneidigen Major Crampas verliebt und eine Affäre mit ihm beginnt. Jahre später fliegt das ehrlose Verhältnis auf und es kommt zum Duell zwischen gehörntem Ehemann und dem Geliebten. Crampas wird tödlich getroffen und Effi landet, von ihrem Mann verlassen im gesellschaftlichen Abseits. Der Stoff wurde schon oft verfilmt und auch für die Bühne adaptiert, ein Klassiker, der viel Parodie-Potenzial bietet. Doch Sienknecht und Bürk werden ihrer literarischen Vorlage gerechter als es auf den ersten Blick scheint. Die bürgerliche Enge und Spießigkeit, die selbst in den "wilden" 1970er Jahren in weiten Teilen der Gesellschaft in der Bundesrepublik vorherrschten, passen nur allzu gut mit der steifen Förmlichkeit, den Zwängen und Unterdrückungsmechanismen des 19. Jahrhunderts zusammen, darüber können auch die quietschbunten Retro-Kostüme nicht hinwegtäuschen.
(3sat)