Den 29. Mai 2016 wird Bürgermeister Frank Harsch nie mehr vergessen. Er war gerade in seinem Büro im Rathaus. Draußen regnete es heftig. "Dann gab es so Geräusche, die ich erst gar nicht zuordnen konnte. Und dann habe ich gemerkt, wie das Haus vibriert hat", erinnert er sich. Der Blick aus dem Fenster war für ihn ein Schock: Eine Flutwelle tobte durch den Ortskern seiner Gemeinde Braunsbach bei Schwäbisch-Hall, Autos und Geröllbrocken schwammen in brauner Flut am Fenster vorbei. "Das sind Bilder, die lassen sie nicht mehr los", sagt er im Rückblick. Ein heftiges Gewitter mit Starkregen reichte aus, um aus dem Dorfbach ein Monster zu machen. Und aus dem Ort ein Katastrophengebiet. Solche extremen Unwetter mit Starkregen und Flut treten seit einigen Jahren häufiger auf. Wie auch das Gegenteil: Hitzewellen und Dürreperioden über Monate hinweg. Selbst im Sommer 2021 mit seinen Flutkatastrophen (nicht nur im Ahrtal) ist es in vielen Regionen im Südwesten einfach zu trocken. Forstamtsleiter Bernhard Frauenberger kann es bestätigen. Trotz tagelanger Niederschläge im Sommer 2021 sterben in seinem Revier im Soonwald die Bäume, sogar tiefwurzelnde Buchen. Sie vertrocknen einfach. Der Waldboden ist nur oberflächlich feucht, in wenigen Zentimetern Tiefe sei alles "furztrocken", wie er sagt. "Und das zeigt eben, wie gering die Niederschläge in den letzten drei Jahren eigentlich waren". Jetzt versucht er durch eine intelligente Wasserführung, die geringer werdenden Niederschläge so gut wie möglich im Wald zu nutzen. Das Wetter war über die vergangenen Jahrhunderte relativ gleichmäßig und verlässlich. Doch jetzt scheint es aus den Fugen geraten. SWR Autor Christoph Würzburger spürt dieser Entwicklung nach. Seine Reportage zeigt anhand von Betroffenen die Folgen von Fluten und Dürren. Er skizziert, was nach der Meinung von Wetterexpert:innen und Klimaforscher:innen noch alles auf die Menschen im Südwesten zukommen wird. Doch trotz allerdüsteren Prognosen: Längst gibt es Initiativen und Lösungswege, die die Ursachen des Extremwetters bekämpfen. Die "betrifft"-Reportage stellt Beispiele vor, wie diese Gefahren entschärft werden könnten. Kurztext: Eigentlich ist gegen anhaltend schönes Sommerwetter nichts zu sagen. Auch nichts gegen ein paar Regentage. Aber immer öfter werden aus Sommertagen Dürreperioden und aus Niederschlägen Flutkatastrophen. Das Wetter ist extremer geworden, auch im Südwesten. Was kommt da noch auf die Menschen im Südwesten zu?...
(SR)
Länge: ca. 45 min.
Deutsche TV-Premiere: 12.01.2022 (SWR Fernsehen)
gezeigt bei: betrifft (D, 2002)
Cast & Crew
- Drehbuch: Christoph Würzburger