Der Schin Bet ist der Inlandsgeheimdienst Israels, zuständig für die innere Sicherheit Israels und der seit 1967 besetzten Gebiete, nämlich das Westjordanland und Gaza. Erstmals treten alle sechs ehemaligen Schin-Bet-Chefs vor die Kamera und berichten offen über ihre Arbeit - über Erfolge und Niederlagen, darüber, wie sie den Sicherheitsapparat nach dem Sechstagekrieg aufbauten und zu einem der ausgeklügeltsten Überwachungssysteme der Welt machten. Sie sprechen über gezielte Tötungen von Palästinenserführern, über Bombenabwürfe auf Gaza, aber auch über den Terror ultraorthodoxer Juden, die den Tempelberg sprengen wollten. "Wenn einer kommt, dich zu töten, dann steh auf und töte ihn zuerst", lautet das Motto. Sie berichten über Zweifel an der politischen Führung Israels, darüber, dass ihrer Meinung nach Regierung nach Regierung ziellos und ohne klare Strategie agierte. Niemals erzählten sie so offen und unverblümt. Ihr Fazit: Israels Zukunft ist düster, Jerusalem gewinne zwar jede Schlacht, verliere aber den Krieg. Und die Israelis seien grausam geworden - nicht nur zu den Palästinensern, auch zu sich selbst. Als der Film 2013 in die israelischen Kinos kam, erlebten viele Menschen in Israel schockiert, dass aus dem Zentrum der Macht harsche Kritik an der israelischen Politik laut wurde, wie sie sonst nur von der linken Opposition kommt. "Diese Kritik an der israelischen Politik können die Leute nicht mehr ignorieren. Diese Worte kommen nicht von Amos Oz oder David Grossman, auf die die Konservativen eh nicht hören. Man mag diese Männer verehren oder verabscheuen - doch sie wissen auf jeden Fall mehr als jeder andere im Staat Israel, was wirklich vorgeht. Sie sind Pragmatiker und sie lieben ihr Land", so Regisseur Dror Moreh. Der 51-jährige Moreh, selbst ehemaliger Soldat einer Geheimeinheit, beschäftigt sich schon lange in seinen Filmen mit israelischer Politik. Während der Dreharbeiten zu seinem Dokumentarfilm über Ariel Sharon erklärte Sharon ihm, wie wichtig das Urteil des Schin-Bet-Chefs sei, obwohl dieser Sharons Politik sehr kritisch beurteilte. Sharon gab zu erkennen, dass diese Kritik ihn im Innersten traf, kam sie doch aus dem Herzen des Sicherheitsapparates - aus berufenem Munde. Da wusste Moreh, dass er einen Film über diese Männer im Zentrum der israelischen Macht machen wollte, deren einzige Aufgabe die Palästinenser und die israelische Sicherheit sind. Der ehemalige Schin-Bet-Chef Ami Ayalon sagte Moreh sofort zu, bei einem solchen Projekt mitzuwirken. Nach und nach bekam Moreh auch Kontakt zu den anderen ehemaligen noch lebenden Schin-Bet-Chefs: Avraham Shalom, Carmi Gillon, Yaakov Peri und Avi Dichter. Zuletzt willigte auch der bis 2011 amtierende Chef Yuval Diskin ein, nach Ende seiner Amtszeit im März 2011 ein Interview zu geben. Yuval Diskin erklärte in einem weiteren Interview mit Moreh, warum er für den Film vor die Kamera ging: Die gegenwärtige israelische Regierung sei ängstlich, sprunghaft und entscheidungsscheu. "In Israel herrscht eine Führungskrise. Unter Missachtung sämtlicher Werte werde die Öffentlichkeit verachtet", das habe er aus nächster Nähe erlebt. Der 2013 für einen "Oscar" nominierte Dokumentarfilm feierte Erfolge auf der ganzen Welt. Die National Society der Film Critics der Vereinigten Staaten verlieh ihm den Preis als bester Dokumentarfilm des Jahres.
(hr-fernsehen)
Weiterer Titel: Töte zuerst
Länge: ca. 100 min.
Internationaler Kinostart: 10.07.2012
Deutsche TV-Premiere: 05.03.2013 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Dror Moreh
- Drehbuch: Dror Moreh
- Produktion: Estelle Fialon, Philippa Kowarsky, Dror Moreh
- Musik: Regis Baillet, Ab Ovo, Jerome Chassagnard, Jerome Chassagnard, Regis Baillet, Alex Claude, Daniel Meir
- Kamera: Avner Shahaf, Lee Klein
- Schnitt: Oron Adar