In seinem audiovisuellen Essay über ganz unterschiedliche Metro-Systeme auf der Welt taucht Filmemacher Timo Novotny tief in die architektonischen Eigenheiten der Untergrund-Welten ein. Spielerisch verknüpft er Geschichten, die aus kulturellen Ballungsorten mit hoher Bevölkerungsdichte stammen, lässt die unterschiedlichsten Assoziationen wachsen und Gefühle laut werden. U-Bahn-Systeme sind extrem anfällig. Sie sind vergleichbar einem Netzwerk von Nerven: Kappt man einen Strang, legt man eine ganze Region lahm. Das U-Bahn-System ist wichtiger Teil der Infrastruktur des urbanen Raums. Die Nutzer vertrauen ihm, auch wenn die meisten die Metro nur als Mittel zum Zweck sehen. Pendler lassen sich im blinden Vertrauen, rechtzeitig ihr Ziel zu erreichen, von einer mechanischen, unterirdischen Raupe verschlucken, denken nicht groß darüber nach, wo genau sie sich unter der Stadt gerade bewegen. Der Weg, den die U-Bahn zurücklegt, ist auf die optischen Schaltpläne und Stationsnamen reduziert. Die Mitfahrenden wissen nicht, in welche Richtung exakt sich ihre Bahn gerade bewegt. Wenn sie an ihren Stationen aus dem Metro-Netz aussteigen, navigieren sie sich anhand der U-Bahn-Eingänge weiter und stürzen sich in die Stadt. Die U-Bahn arbeitet währenddessen wie ein Uhrwerk weiter - verlässlich und gewissenhaft, so dass Millionen von Menschen sich von ihr vertrauensvoll transportieren lassen - durch dunkle Tunnelsysteme –, ohne auch nur den Hauch von Angst zu verspüren. Der Dokumentarfilm schenkt den verschiedenen Systemen und Atmosphären der U-Bahnen dieser Welt seine Aufmerksamkeit: Station für Station kommen neue Geschichte dazu und steigen ihre Protagonisten ein oder aus, verschwinden im Gewirr der Orte mit eigener Architektur und Stimmung, der Orte besonderer Magie.
(arte)
Länge: ca. 85 min.
Deutsche TV-Premiere: 30.12.2013 (arte)
Cast & Crew
- Drehbuch: Timo Novotny
- Musik: Sofa Surfers