General Charles de Gaulle ist zweifellos ein Mann, der Geschichte gemacht hat. Viele Menschen - nicht nur in Frankreich - glauben, dass der ehemalige französische Staatspräsident keine Momente der Schwäche kannte. Doch ein filmisches Dokument beweist das Gegenteil. In einem Interview, das de Gaulle dem Journalisten und Schriftsteller Michel Droit kurz nach den turbulenten Ereignissen vom Mai 1968 gab, ließ sich der Präsident angesichts der Streiks und Straßenkämpfe einen Moment gehen und vertraute sich dem französischen Volk an. Er gab zu, dass er im Laufe seiner militärischen und politischen Karriere mehrfach hatte aufgeben wollen. Zum ersten Mal verließ ihn der Mut, als der Versuch der freien französischen Streitkräfte unter seinem Kommando 1940 scheiterte, die Vichy-treue westafrikanische Metropole Dakar zu erobern. Ein zweiter Moment der Schwäche folgte, als de Gaulle im Juni 1942 nach London floh, weil er den Waffenstillstand zwischen Frankreich und Nazi-Deutschland missbilligte. Im Jahr 1946 verließ de Gaulle die Regierung in Paris, weil er die neu ausgearbeitete Verfassung nicht mittragen mochte. Auch das Ende der von ihm gegründeten Bewegung, des "Rassemblement du peuple français", 1953 empfand er als Niederlage. Und im Jahr 1965, als er in die Stichwahl musste, fühlte er, dass ihn "eine Welle der Traurigkeit fast hinweggerissen hätte". Vor dem Hintergrund der Unterhaltung mit Michel Droit zeichnet der Dokumentarfilm die fünf Krisen im Leben de Gaulles nach. Fünf historische Ereignisse, in denen derjenige, den alle für unerschütterlich hielten, seine ganze Verwundbarkeit zeigte. Doch de Gaulle suchte sich auch immer spezielle Momente aus, um auf die Bühne des Weltgeschehens zurückzukehren und die Zügel wieder in die Hand zu nehmen. Waren diese Augenblicke der Versuchung ein Eingeständnis von Schwäche oder Teil einer ausgeklügelten Strategie?...
(arte)
Länge: ca. 84 min.
Deutsche TV-Premiere: 12.06.2012 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Patrick Jeudy
- Drehbuch: Patrick Jeudy
- Produktion: Loïc Bouchet, Thibaut Camurat
- Produktionsauftrag: ARTE F
- Schnitt: Christine Marier